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Mit Tupaia nach Aotearoa/Neuseeland (1)

William Hodges: [Cascade Cove], Dusky Bay (1775)
National Maritime Museum, London

Auf seiner ersten Weltumsegelung ging Captain Cook am 8. Oktober 1769 erstmals in Aotearoa/Neuseeland am östlichsten Zipfel der neuseeländischen Nordinsel (Māori: Te Ika a Maui) an Land. Er war damit der erste Europäer, den die polynesischen Māori nicht gewaltsam an der Landung hinderten, wie sie es 127 Jahre zuvor mit dem holländischen Entdecker Abel Tasman taten, dessen Landemannschaft von Māori-Kriegern noch in ihrem Beiboot erschlagen wurde.

Tatsächlich hatte James Cook seine glückliche Landung in Turanganui a Kiwa (Englisch: Poverty Bay) zu einem Gutteil seinem tahitischen Reisebegleiter Tupaia zu verdanken. Denn dieser erfahrene Priester-Navigator aus dem Marae Taputapuatea, dem bedeutendsten Tempel Tahitis und der Gesellschaftsinseln, übernahm auf den über 4000 Kilometern riskanter Korallensee zwischen Tahiti und Neuseeland nicht nur die Rolle eines Piloten auf Cooks Schiff Endeavour. Vielmehr begrüßte er die neuseeländischen Inselbewohner bei der Ankunft mit den heiligen Gebeten eines Hohepriesters (Tahitisch: tahu’a, Māori: tohunga) und stellte so – zum Glück für die Briten – die ersten Kontakte zu den Māori her, die James Cook als „nobles, mutiges, offenes ... aber kriegerisches Volk“ charakterisierte.

Tupaias Name wurde rasch zu einem Begriff in Aotearoa, dem „Land der langen weißen Wolke“. Nicht nur, weil er die polynesische Sprache mit den Māori teilte, sondern als Hohepriester (Tahitisch: tahu’a; Māori: tohunga) viele spirituelle Lücken füllen konnte, die in den 800 Jahren seit der Abreise der Māori aus dem tropischen Polynesien in ihre neue, um so vieles kältere Heimat Neuseeland entstanden waren.

Tupaias mana – die göttliche Energie der Ahnen – autorisierte ihn im Verständnis der Polynesier aber auch, den Handel zwischen Briten und Inselbewohnern anzukurbeln. Das sorgte nicht nur für Trinkwasser und den nötigen Proviant auf Cooks Schiffen für weitere Expeditionen durch Ozeanien, zum Südpol und nach Alaska, sodass der britische Seefahrer Neuseeland auf seinen drei Entdeckungsreisen zwischen 1769 und 1777 insgesamt fünf Mal als „Basisstation“ anlief. Es kam auch zu Geschenkgaben heiliger taongoa, von mana-haltigem Schnitzwerk, Federschmuck und Grünstein, wie sie sich auch in der Herrnhuter Cook-Sammlung finden.

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