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Brustschmuck

Tahitisch: taumi

Herstellerin o. Hersteller uns nicht bekannt

Ozeanien, Polynesien, Tahiti/Gesellschaftsinseln (Moorea, Huahine, Raiatea, Taha’a)

Vor 1781

Hibiskus-Holz, Kokosfasern, blaugrüne und rote Federn, Haizähne, Perlmuttscheiben, Schnecken, Hundehaar

Erworben 1773-74 oder 1777 auf der zweiten oder dritten Expeditionsreise von Captain James Cook im Pazifik. Von welchem Reiseteilnehmer das Objekt im Tonga-Archipel erworben wurde, ist bislang nicht bekannt.

Von Großbritannien nach Deutschland gelangt durch den in London wirkenden Herrnhuter Benjamin La Trobe.

Inv.Nr. 68669

Ein tahitischer Brustschmuck, wie ihn die Herrnhuter Cook-Sammlung besitzt, war bei den ersten zwei Aufenthalten von Captain Cook und seinen Männern auf Tahiti und den Gesellschaftsinseln (1769/1773) für keinerlei Tauschgut einzuhandeln. Nicht einmal für die sonst in ganz Polynesien so begehrten englischen Metallwaren wie Nägel, Äxte oder Sägen. Denn ein solcher Brustschmuck stand allein hochrangigen Vertretern der Aristokratie zu, die ihre Herkunft von den Göttern ableiteten (ari’i). Das Design eines taumi scheint innerhalb der Gesellschaftsinseln identisch gewesen zu sein: Ein hufeisenförmiges Gitterwerk aus zweifarbigen dünnen Stäben wurde mit drei kontrastierenden Reihen von Federn und hellen Haizähnen versehen und an den beiden oberen Enden mit zwei oder drei Perlmuttscheiben geschmückt, die wiederum ringsum von Federn umgeben waren. Der äußere Rand wurde mit einer Gloriole hell aufscheinender Hundehaare drapiert.

Zum Gebrauch dieser Brustschilder notierte der deutsche Naturgelehrte Georg Forster, der naturwissenschaftliche Zeichner der zweiten Cook’schen Weltumsegelung, im April 1774 auf Tahiti: „Bey unsrer Ankunft auf der Küste von O-Parre, wurden wir durch einen Anblick überrascht, den in der Süd-See gewiß keiner von uns erwartet hatte. Längst dem Ufer lag nehmlich eine zahlreiche Flotte von großen Krieges-Canots vor Anker, mit Ruderern und Streitern bemannet, die in ihrer völligen Rüstung mit Brustschildern und hohen Helmen versehen waren. ... Ihre Brustschilder waren von geflochtner Arbeit, mit Federn und Hayfisch-Zähnen zierlich besetzt. Fast keinen einzigen Krieger sahe man ohne dergleichen Brustschild.“ Insofern war der ringförmige „Kragen“ ein Schutzschild, der in der Schlacht – paarweise getragen – Brust und Rückenpartie des Kriegers decken und ihn zugleich spirituell schützen sollte.

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