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Malanggan-Schnitzerei, Fries (Schlange)

Herstellerin oder Hersteller uns nicht bekannt

Melanesien, Bismarck-Archipel, Papua-Neuguinea, Neuirland (Niu Ailan)

Ende 19. Jh.

Holz (Alstonia villosa), geschnitzt, Seeschnecke (Turbo petholatus), Farbpigmente

Ankauf von Ludolf Kummer, Pflanzer und Händler Neuirland, im Jahr 1904.

Inv.Nr. 68615

Die zentrale Figur dieses malanggan-Frieses, das als Zierelement ein Masken- oder Schauhaus auskleidete, stellt eine menschliche Figur dar, deren Beine und Hände eine sich windende Schlange umklammern. Die Figur wird von zwei fast symmetrischen Flügeln flankiert, welche Fische zeigen, deren Köpfe sich in der Mitte hinter dem Vogel treffen. Auf dem Originaletikett des Museums wird diese malanggan-Schnitzerei als „große Fischmaske zum Andenken an das Kind des Königs Bekohl von Mwaweso, das von einem Fisch gefressen wurde“ ausgezeichnet. Weiterhin wurde eine Wandbeschriftung „Große Fischmaske ‚Bethbeleie‘‘. Das kleine Kind ‚meaweso‘ des Königs Bekohl von Luagun ist von ihm gefressen worden“ überliefert. Diese Angaben des Sammlers Ludolf Kummer verweisen auf seine Beziehungen zu dem Familienoberhaupt aus Lugagun, einem Ort der ca. 16 km von Fissoa, der Plantage des Sammlers entfernt, an der Nordostküste Neuirland liegt. Wahrscheinlich erhielt er das Schnitzwerk aus den Händen der Familie des verstorbenen Kindes nach Ablauf der Zeremonie. Genaue Aufzeichnungen dazu liegen leider nicht vor.

Malanggan-Kunst ist skulptural, ihre Herstellung wird als tetok oder „das Zerlegen und Zusammenfügen von Häuten“ beschrieben. Die Skulpturen werden als „Häute“ konzipiert, die den zersetzten Körper einer verstorbenen Person ersetzen und so einen Behälter für deren Lebenskraft (noma) bieten. In das künstlerische System aufgenommen, wird diese Lebensenergie in Form von Kraft an die Lebenden zurückgegeben.

Die Maske wurde Anfang 1902 zusammen mit 13 weiteren Objekten vom Pflanzer und Händler Ludolf Kummer, einem Verwandten des Museumsgründers Bernhard Kinne, angekauft. Ludolf Kummer war von 1898 bis 1903 auf Neumecklenburg, dem heutigen Neuirland, zuerst in Lessu, später auf Fissoa tätig. Dass er sich für das Leben und die Vorstellungswelt der Menschen auf Neuirland interessierte, kam neben seiner Sammlung von Ethnografika auch durch die Veröffentlichung von Ethnographischen Beschreibungen zum Ausdruck.

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