QR-Code

Malanggan-Schnitzerei, Wächterfigur „Fliegender Fisch“

Herstellerin oder Hersteller uns nicht bekannt

Melanesien, Bismarck-Archipel, Papua-Neuguinea, Neuirland (Niu Ailan)

Ende 19. Jh.

Holz (Alstonia villosa) geschnitzt, Seeschnecke (Turbo petholatus), Farbpigmente

Ankauf von Ludolf Kummer, Pflanzer und Händler Neuirland, im Jahr 1904.

Inv.Nr. 68616

Die große malanggan-Figur wurde in den frühen Katalogen nach Angaben des Sammlers Ludolf Kummer als "Maske Sangen, zum Andenken an den Tod eines Knaben." geführt. Es handelt sich hierbei jedoch um eine vor bzw. unter dem Schauhaus der malanggan-Masken aufgestellte Wächterfigur, die einen fliegenden Fisch darstellt. Der Hauptkörper der Figur zeigt den Kopf eines Fisches mit einem Mann im Maul. Im hinteren Bereich sind seitlich große Flossen eingesteckt. Das vordere Ende schmückt ein geschnitzter Fregattvogelkopf. Das Motiv des Fisches, der einen Menschen verschlingt steht in Neuirland stellvertretend für das Symbol des Todes.

Die Figur wurde aus weichem, leichtem Holz geschnitzt, vermutlich Alstonia villosa, mit den typischen Farbpigmenten in schwarz, weiß und rot bemalt und mit den Verschlussdeckeln der Seeschnecke Turbo petholatus als Augen komplementiert.

Malanggan-Kunst ist vergänglich, wird dem Verrotten überlassen, verbrannt oder an europäische Besucher verkauft, nachdem die Skulpturen auf dem Grab ausgestellt wurden und die in ihr verkörperten Bilder an die nächste Generation weitergegeben wurden. Jeder Familienverband besitzt eigene malanggan-Bilder, die nur innerhalb der Familie oder durch Verkauf an andere Verbände weitergegeben werden können und von den beauftragten Schnitzern aus der Erinnerung in malanggane umgesetzt werden. Die Bilder der malanggan-Kunst sind die meiste Zeit unsichtbar und werden aus dem Gedächtnis für die Produktion, Ausstellung und die Transformation in der Abschlussphase der Bestattungszeremonie abgerufen. 

Objekte werden so reproduziert, dass jedes an ein in der Vergangenheit gesehenes Objekt erinnert. Die Bilder, die diese Objekte charakterisieren, sind wiederkehrend und stereotyp, variieren aber dennoch in einem solchen Ausmaß, dass kein Objekt eine Nachbildung des anderen ist.

0:00