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Malanggan-Schnitzerei: Prunkmaske

Herstellerin oder Hersteller uns nicht bekannt

Melanesien, Bismarck-Archipel, Papua-Neuguinea, Neuirland (Niu Ailan)

Ende 19. Jh.

Holz (Alstonia scholaris), geschnitzt, Seeschnecke (Turbo petholatus), Kalk, roter Ocker, Farbpigmente, Bastfasern

Schenkung Friedrich Hagenauer, Missionar der Herrnhuter Brüdergemeine in Victoria Australien, im Jahr 1899.

Inv.Nr. 68354

Die aufwändigen Prunkmasken, matua, der Totengedenkfeierlichkeiten sind in der Art der malanggane Neuirlands gearbeitet. Sie werden von den Hinterbliebenen bei Schnitzern (mata totok) in Auftrag gegeben, welche unter strengsten Tabuauflagen und im Geheimen ihre Arbeiten ausführten. Der Besitz von malanggan war ebenso wie seine Herstellung überwiegend den Männern vorbehalten.

Die Maske wurde aus dem Holz der Alstonia scholaris gefertigt, farbig gefasst und zeichnet sich durch ihre Größe und besonders reiches, durchbrochenes Schnitzwerk aus. Basthaare an den Augenbrauen und die Verschlussdeckel der Seeschnecke Turbo petholatus vervollständigen das Bild. Aufgrund der Größe war sie zum Tanz ungeeignet: vermutlich bildete sie einen Teil der Inszenierung in den Schauhütten.

Da die malanggane als „Hauthülle“ für die Lebenskraft Verstorbener (noma) konzipiert waren, wurde für ihre farbliche Fassung das Material früherer Bestattungen genutzt. Zu Beginn wurde die gesamte Figur mit weißer Farbe bemalt, die sich zusammensetzte aus der Asche eines Steinofens und der Milch einer Kokosnuss. Danach trug man roten Ocker auf, teilweise mit dem Blut des Schweins, das bei vorherigen Beerdigungen geopfert wurde, vermischt. Roter Ocker und weiße Kreide wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts verwendet, um die Leichname der Verstorbenen einzureiben, daher erinnert auch das Äußere der malanggan-Figuren an ihre Körper. Die rote Farbe stellte die ewige Haut der Vorfahren dar, unterbrochen von weißen Streifen. Schlussendlich hob man mit schwarzer Farbe, gemischt aus der zuvor verwendeten Holzkohle, Gesichtspartien hervor.

Diese Maske ist leider nur noch fragmentarisch erhalten. Es fehlen die seitlich angebrachten, ohrenähnlichen Flügel und eine zentrale Schnitzfigur am Scheitel. Bruchstellen und ausgebrochene Verbindungsstege bestimmen das jetzige Aussehen der Schnitzerei.

Der Sammler Hagenauer beschrieb in seinem Verzeichnis seiner Objektschenkung die Herkunft der Schnitzerei: „5. Eine Maske von der Insel Santa Crux. Solche Masken wurden bei wilden Tänzen und Kannibal-(Menschenfraß-) festen getragen. Habe dieselbe auf einer der Südsee Inseln vom christlichen Eigentümer bekommen.“ Malanggan-Schnitzereien wurden häufig nach Gebrauch und dem „Auszug der Seelen“ der Verstorbenen an europäische Sammler verkauft. Da die Schnitzerei nach Beendigung der Zeremonien schon frei von der Lebenskraft der Ahnen war, wurde ihr Verkauf mit dem Vorgang des Verrottens gleichgesetzt. Missionar Hagenauer hatte somit in seinem großen Netzwerk aus Bekannten in Regierungsebenen, anderer Missionsgesellschaften und Wissenschaftlerkreisen vielfältige Gelegenheit, an Kunstwerke Neuirland zu gelangen. Hagenauer selbst hat höchstwahrscheinlich nie eine malanggan-Zeremonie erlebt.

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