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Malanggan-Maske: Tatanua

Herstellerin oder Hersteller uns nicht bekannt

Melanesien, Bismarck-Archipel, Papua-Neuguinea, Neuirland (Niu Ailan)

Ende 19. Jh.

Holz, Faservlies aus Kokosnussmesokarb, Jacquardgewebe, Verschlussdeckel der Seeschnecke (Turbo petholatus), Pigmente

Schenkung Friedrich Hagenauer, Missionar der Herrnhuter Brüdergemeine in Victoria Australien, im Jahr 1899.

Inv.Nr. 68355

Der tatanua-Tanz ist ein wichtiger Bestandteil der Totengedenkfeiern im Rahmen des so genannten malanggan. Für die tatanua-Masken und andere malanggan-Schnitzereien werden spezielle Maskenhäuser gebaut, in denen sie vor dem Tanz präsentiert und aufbewahrt werden.

Sie werden aus dem weichen Holz der Alstonia scholaris geschnitzt und besitzen einen helmartigen Aufbau, der aus verschiedenen Materialien über einem mit Rindenbaststoff bespannten Rattangestell aufgebaut ist. Die Maske bedeckt den gesamten Kopf und Nacken des Trägers. Wegen ihrer auffälligen Oberkopfgestaltung werden die tatanua-Masken auch als Hauben- oder Helmmasken bezeichnet.

Nach dem Ende der Totengedenkfeiern haben die meisten der malanggan-Schnitzereien ihre Aufgabe erfüllt und werden dem Verfall überlassen, tatanua-Masken hingegen dienen ihren Tänzern über längere Zeit.

Friedrich Hagenauer, langjähriger Missionar der Herrnhuter Brüdergemeine in Victoria/Australien, kaufte diese Maske auf einer seiner Rundreisen zu den Australien vorgelagerten Inseln und schenkte sie zusammen mit zahlreichen anderen ozeanischen Ethnografika im Jahre 1899 dem Museum in Herrnhut. Unter Punkt 2 des von ihm verfassten Inventars der Sendung wird „eine künstliche Maske, welche mir von einem jungen Häuptling der Salomon Inseln auf einer Südseeinsel im Jahr 1887 verkauft wurde!“ aufgeführt. Da es sich um eine tatanua-Maske handelt, die in die malanggan-Feierlichkeiten zu Totengedenkveranstaltungen im nördlichen Neuirland eingebunden war, ist es unwahrscheinlich, dass sie auf den Salomonen-Inseln entstanden ist. Weitläufige Handelsbeziehungen der Inselbewohner Neuirlands und der Salomonen bestanden schon vor Eintreffen der Europäer und wurden von Hagenauer selbst oft beschrieben. Leider lässt sich die Geschichte der Maske nicht bis zum Ort ihrer Entstehung zurückverfolgen.

Seit 1977 war die tatanua-Maske nicht mehr Teil der Sammlungspräsentation und lagerte in den verschiedenen Depoträumlichkeiten des hiesigen Museums unter teilweise unzureichenden klimatischen Bedingungen. Eine Ausstellung in einer geplanten Sonderschau vor fünf Jahren konnte aufgrund ihres desolaten Erhaltungszustandes nicht mehr realisiert werden. Mit Hilfe der großzügigen Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung konnte die in der Herrnhuter Sammlung einzigartige tatanua-Maske nun restauriert werden.

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