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Boutique Champs-Élysées

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Orhan Pamuk:
Schon bei der zweiten Vitrine stieß ich auf die grundsätzliche Gestaltungsfrage, nach welcher Kompositionslogik ich die Gegenstände in den Boxen unterbringen sollte. Wie sollten die Vitrinen aussehen? Bestimmte Gegenstände wie etwa Füsuns gelben Schuh oder die Kamelglocke besaß ich bereits, noch bevor ich mit dem Schreiben überhaupt anfing, auf andere wie das Ladenschild der Boutique Champs-Elysées („Şanzelize Butik“) stieß ich nach und nach oder ließ sie von Istanbuler Handwerkern extra anfertigen, zum Beispiel die „falsche“ Jenny-Colon-Tasche, nach dem Namen der von Gérard de Nerval angebeteten Frau. Sollte ich nun diese Gegenstände einfach in der Reihenfolge präsentieren, in der sie im Roman vorkamen, oder sie lieber kompositionsartig anordnen? Solange diese Frage nicht gelöst war, verzögerte sich das ganze Museumsprojekt. Monate-, gar jahrelang laborierte ich voller Freude und Verdruss an der Sache herum, bis ich schließlich mit jener Box vor dem geistigen Auge einen Entschluss fasste.

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