Text in der Vitrine:
„O Adam, bewohne du und deine Gattin den Paradiesgarten, und esst von ihm reichlich, wo immer ihr wollt! Aber nähert euch nicht diesem Baum, sonst gehört ihr zu den Ungerechten!“
[Koran 2:35]
Aus dem Buch „Der Trost der Dinge“:
Für meinen Geschmack ist Cranach im Vergleich zu anderen Malern etwas zu „illustrativ“. Doch störte mich vielleicht auch nur, dass ich mit der dahinterstehenden Geschichte nicht hinreichend vertraut war. Darüber, inwiefern man westliche Malerei überhaupt genießen kann, ohne über die Geistesgeschichte der westlichen Zivilisation genügend Bescheid zu wissen, muss ich einmal etwas schreiben. Oder über das, was Bild und Text voneinander trennt. Die reichlich illustrative islamische Miniaturmalerei löst sich von Text und Geschichte, da die Maler nicht bei jedem Bild die Texte neu lesen und interpretieren: Sie besehen sich lieber die Werke, die zu einem Thema bereits von anderen Malern gestaltet wurden. Vielleicht deshalb wollte ich etwas mit diesem Bild machen, das an Adam und Eva und die Erbsünde erinnert. Im Koran kommt diese Szene zwar vor, wird aber anders erzählt als in der Bibel. Obwohl sie im Koran nur eher beiläufig erwähnt wird, kennt doch jeder halbwegs Gebildete in unseren Breitengraden die Geschichte mit der Erbsünde und der Vertreibung aus dem Paradies so, wie sie in der Bibel vorkommt, vermutlich deswegen, weil sie in Bildern und Karikaturen immer wieder erwähnt wird.