Text in der Vitrine:
Wenn ich zwischen meinem siebten und siebzehnten Lebensjahr an hohen Feiertagen meiner Großmütter ehrerbietig die Hand geküsst hatte, händigte sie mir jeweils einen druckfrischen Zehnliraschein aus. Darauf waren Atatürk, Halbmond und Stern und diverse andere staatliche Hoheitssymbole abgebildet, was mich schon früh auf den Gedanken stieß, dass Dinge wie Familie, Zugehörigkeit und Liebe nicht weit von Begriffen wie Unterwerfung, Macht und Geld entfernt sind.
Aus dem Buch „Der Trost der Dinge“:
Die sattsam bekannten Gesichter des Geldwechslers und seiner Frau brauchten in „meinem Werk“ nicht zu sehen sein, es kam mir mehr auf die zum Wiegen verwendeten Gerätschaften an, auf die Goldstücke, die Buchhaltungshefte, die Bücher, den Schmuck, das Tischtuch. Dem Diorama fügte ich Erinnerungsstücke daran hinzu, wie ich in meiner Kindheit sanft ans Ökonomische herangeführt wurde, nämlich Münzen, wie ich sie von meiner Großmutter bekam, nachdem wir ihr an Feiertagen die Hand küssten, aus dem Verkehr gezogene Münzen mit einem Loch in der Mitte, wie meine Großmutter und ihre Freundinnen sie beim Kartenspielen benutzten, und Spielgeld, wie es Silvester beim Bingo-Spielen verwendet wurde. (In einer der hier nicht ausgestellten Boxen des Museums der Unschuld bin ich auf das Bingo- Spielen näher eingegangen.) Später, als ich im Mai 2023 im Louvre vor Massy’s Original stand, fiel mir auf, dass der konvexe Spiegel darauf in Reymerswalde’s Gemälde getilgt war.
Warum wohl?