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Die Eisenbahn, der Tabak und Abdühlhamit

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Text in der Vitrine:
Nach seiner Thronbesteigung trat Sultan Abdülhamit 1863 seine erste große Reise an, die ihn nach Ägypten führte. Er wurde von seinen drei Neffen begleitet, von denen einer, der spätere Sultan Abdülhamit, nach seiner ersten Zugfahrt von Alexandria und Kairo erfreut erklärte: „Hoffentlich kommt die Eisenbahn auch mal zu uns!“Allerdings war Ägypten damals zumindest auf dem Papier noch Teil des Osmanischen Reichs. Drei Jahre später ging der Wunsch in Erfüllung, denn nach Fertigstellung der Strecke zwischen Izmir (Alsancak) und Aydın war die Eisenbahn auch bei „uns“ angelangt.
Der Grund für ihren von der britischen Ottoman Railway Company verantworteten Bau bestand hauptsächlich im Tabakhandel. Abdulhamit war starker Raucher. Wer nun fragt, ob es denn angehen könne, dass der Herrscher über ein riesiges Reich sich nicht nur in kindlicher Hingabe für Zuge interessiere, sondern auch noch der Zigarette verfallen sei, der sei darauf verwiesen, dass es im Islam weder ein Tabak- noch ein Eisenbahnverbot gibt. Diskussionen über das schädliche Potenzial von Tabak bezogen sich vielmehr auf die Befürchtung, in verrauchten Kaffeehäusern könnten Menschen über den Sultan herziehen und politisch konspirieren. Die osmanischen Haremsfrauen sogen den lieben langen Tag an langen Tabakpfeifen. Beim nächsten Mal werde ich dann erläutern, warum Abdulhamit die Bagdadbahn von den Deutschen bauen ließ und welche Zigaretten er zusammen mit seiner Tochter Ayşe rauchte. Durch die Einführung der Eisenbahn kam bei den Osmanen übrigens die Taschenuhr auf, und die alte Welt mit ihren Kandelabern und Kerzen ging zu Ende.

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