Text in der Vitrine:
Seit unserem Tod sind hundertzehn Jahre vergangen, und seit der Schließung unseres Derwischordens vierzig Jahre. Angeblich waren wir ein unverbesserliches Ketzer- und Teufelsnest im Dienste der Perser, aber dennoch haben Sie uns vor sich. Und warum? Weil wir auf europäische Weise gemalt worden sind! Wie in dieser Vitrine zu sehen, zogen wir zwei Derwische im Land unseres Sultans von Stadt zu Stadt. Barfuß, mit geschorenem Kopf, halbnackt, eine Weste aus Hirschhaut auf dem Leib, einen Gürtel um die Taille, einen zugespitzten Stock in der Hand, und der eine von uns trägt eine Holzfälleraxt, der andere einen Löffel, mit dem wir essen, was Gott uns zukommen lässt.
Aus dem Roman „Rot ist mein Name“:
Der ungläubige Franke schaute uns so freundlich und eingehend an, während er unser Bild malte, dass wir ihn mochten und Gefallen daran fanden, von ihm abgebildet zu werden. Er machte einen Fehler, als er die Welt mit bloßem Auge betrachtete und malte, was er sah, denn auf diese Weise zeichnete er uns wie Blinde, obwohl wir sehen können, doch es machte uns nichts aus. Jetzt sind wir sehr zufrieden. Dem Hodscha Efendi nach sind wir in der Hölle, einige Nicht Gläubige meinen, wir sind verrottete Leichen, und ihr, die kluge, hier versammelte Gemeinschaft der Illustratoren, ihr meint, wir sind ein Bild, und weil wir ein Bild sind, stehen wir hier vor euch, als seien wir ganz munter und lebendig.