Aus dem Buch „Der Trost der Dinge“:
Bis ich zweiundzwanzig war, zeichnete und malte ich viel, ich wollte ja Maler werden. Schließlich wurde ich Schriftsteller, hörte aber nicht auf, über das Verhältnis von Malerei und Literatur nachzudenken. In den Jahren 2009 bis 2013 hielt ich an der Columbia University in New York ein Seminar ab, in dem wir jenem Verhältnis auf den Grund zu gehen suchten. Es wurde von den Studenten schlicht „Worte und
Bilder“ genannt …
Einen bedeutenden Platz räumte ich im Seminar dem als Ars Poetica bekannten Text von Horaz (65–8 v. Chr.) ein, dem das Zitat „Ut pictora poesis“ entstammt, „wie die Malerei, so die Poesie“. „Die Poesie ähnelt der Malerei. Manche Werke fesseln einen, wenn man dicht davorsteht, andere vielmehr aus größerer Entfernung. Das eine bevorzugt einen dunkleren Standpunkt, das andere möchte im Licht gesehen werden, denn es scheut nicht das scharfe Urteil der Kritik. Das eine gefällt nur einmal, das andere erfreut uns auch beim zehnten Mal.“