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Text in der Vitrine:
„Das Jüngste Gericht! Das Jüngste Gericht!“, rief meine Großmutter, wenn es zu Hause oder draußen auf der Straße auf einmal sehr laut zuging. Vor dem Jüngsten Gericht bläst Israfil in sein Horn; beim  ersten Mal, damit wir einschlafen, beim zweiten Mal, um uns zum Leben zu erwecken. Da an unserem Haus von der Teşvikiye Moschee her immer wieder von Musik begleitete Leichenzüge sowie Militärmusikkapellen vorbeikamen, ist mir der Gedanke an das Horn des Jüngsten Gerichts und den Jüngsten Tag nicht fremd.

Aus dem Buch „Die Nächte der Pest“:
Im Grunde dürfte es nicht nur in diesem Haus, sondern auf der ganzen Insel nur noch eine Devise geben, und die hatte Bonkowski Pascha am liebsten laut hinausgeschrien: „Leute, haltet so viel Abstand wie möglich!“. Von europäischen Ärzten hatte er vernommen, in China seien Zehntausende an der Pest verstorben, und in manchen Gegenden seien ganze Familien, ganze Dörfer, ja ganze Stämme ausgelöscht worden, noch bevor sie überhaupt begriffen hatten, was vor sich gehe. Nun fürchtete er, eine solche Katastrophe könne über diese ruhige, reizvolle Insel hereinbrechen.

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