Aus dem Buch „Der Trost der Dinge“:
Die Quelle des glücklichen Mädchens auf der Schaukel ist eine im 19. Jahrhundert unter der Dynastie der Kadscharen entstandene Miniatur. Die kadscharischen Miniaturen sind der Begegnung iranischer Miniaturen mit westlicher Kunst entwachsen und wirken vielleicht gerade deshalb im Vergleich zu den früheren safawidischen oder Herat-Miniaturen kindlicher und naiver, was wohl daran liegt, dass die kadscharischen Künstler einerseits unter westlichem Einfluss ihre Meisterschaft im alten Stil allmählich aufgaben und sich an westliche Themen wie Perspektive und Porträt heranwagten, andererseits die westliche Technik aber noch nicht hinreichend beherrschten. Jene kindhafte Mangelhaftigkeit ist aber keine eigentliche.
In dieser dadaistischen Collage geht meines Erachtens wiederum der farbenfrohe, fröhliche Garten der zwischen Barock und Rokoko angesiedelten Fêtes galantes Antoine Watteaus (1684–1721) mit der kadscharischen Melancholie eine schöne Harmonie ein. Zu diesem Eindruck trägt bei, dass das glücklich lächelnde Mädchen auf der Schaukel mit seiner neuen Umgebung zufrieden zu sein scheint. Ähnlich zuversichtlich habe ich auf die von Watteau mit der Geduld eines islamischen Miniaturenmalers eingefärbten Blätter geschrieben, was mir zum Thema Landpartie und Liebe gerade so einfiel.