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Die Freuden, einen Brand zu beobachten

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Aus dem Roman „Istanbul: Erinnerung an eine Stadt“:
Tatsächlich waren Brände ein so unzertrennlicher Bestandteil der fünfhundertjährigen osmanischen Geschichte, dass die Istanbuler vornehmlich ab dem neunzehnten Jahrhundert, als besonders viele Feuersbrünste zu beklagen waren, auf eine solche Eventualität innerlich stets eingestellt waren. [ … ] Für Leute wie mich, die in den fünfziger und sechziger Jahren miterlebten, wie der Rest der oft schon reichlich heruntergekommenen Häuser, Yalıs und Konaks aus Holz ein Raub der Flammen wurde, stand – anders als bei den Osmanenpaschas – nicht die reine Schaulust im Vordergrund, sondern ein ganz besonderer seelischer Drang: der mit Neid und Schuldgefühlen vermischte Wunsch nämlich, so schnell wie möglich die letzten Spuren einer großen Kultur getilgt zu sehen, an deren Stelle wir unwürdigerweise ein billiges Abziehbild westlicher Zivilisation setzten.

Aus dem Buch „Der Trost der Dinge“:  
In meiner Kinderseele hatte sich wohl die Aufregung, mit der man aus einem Brand Menschenleben und Hab und Gut zu retten sucht, mit der in der Hölle verspürten Angst vor den Höllenwärtern vermischt, jedenfalls habe ich dem Werk mit dem Titel Eine brennende Stadt aus der Galerie der Alten Meister islamische Höllenwärter, Teufel und Dämonen hinzugefügt.

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