Rote Bänder sind mit Messingnägeln symmetrisch über Kreuz auf eine rohe Holzplatte gespannt. Dahinter klemmen gefaltete, teils noch versiegelte Briefe und Nachrichten. Eine Gänsefeder zum Schreiben steckt rechts in der Mitte und unten in der Ecke befindet sich griffbereit ein Federmesser. Das Brett ist so überraschend realistisch festgehalten – sein Vorbild könnte ohne Weiteres eben noch an einer Zimmerwand seine Dienste getan haben.
In perfekter Trompe-l’œil – Manier hat der Maler Wallerant Vaillant diesen Briefhalter wiedergegeben. Der französiche Begriff „Trompe-l’œil“ heißt soviel wie „das Auge täuschen“. Tatsächlich spielte Vaillant geschickt und sicher auch mit einigem Vergnügen mit der visuellen Wahrnehmung der Betrachtenden.
Bei genauerem Hinsehen hat er sich genau im Mittelpunkt selbst verewigt: „Wallerant et Bernard au chateau de Heydelberg“, ist dort zu lesen. Offenbar hielt er sich mit seinem Bruder Bernard kurze Zeit am kurpfälzischen Hof auf. Unten links finden wir einen weiteren Hinweis. Mit „Wallerant Vaillant fecit“ gibt der Maler sich als Urheber dieses Bildes aus.
Auf anderen Briefen wird mehrfach die Stadt Frankfurt am Main als Adresse erwähnt. Die Jahreszahl 1658 ist mit Kreide oben auf dem Brett notiert. Sie erinnert nicht allein an das Entstehungsjahr des Bildes. 1658 weist auch auf das Krönungsjahr des Habsburger Kaisers Leopold I. hin, zu dem sich in Frankfurt der europäische Adel versammelte.
Die niederländischen Bankiersbrüder David und Peter de Neufville, deren Adresse ganz unten neben dem Federmesser zu lesen ist, waren ebenfalls zu dieser Kaiserkrönung angereist. Sie werden als Auftraggeber für diese, im Werk Wallerant Vaillants einzigartige, verblüffende Darstellung vermutet.
- Material & Technik
- Papier, auf Leinwand aufgezogen; Ölmalerei
- Museum
- Gemäldegalerie Alte Meister
- Datierung
- 1658
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 1232