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#472

Stillleben mit dem Lobgedicht auf den Pökelhering

Bray, Joseph de (1628/34-1664) | Maler

02:02

Joseph de Bray stammte aus Haarlem und wurde wie sein Vater und seine Brüder Maler. Er starb mit etwa 30 Jahren an der Pest und nur wenige Gemälde sind von ihm überliefert. Bis heute berühmt gemacht hat ihn sein „Lobgedicht auf den Pökelhering“, das er in nachweislich drei Exemplaren schuf. Es ist eine deftige Hymne auf ein als typisch niederländisch angesehenes Nahrungsmittel.

Der Heringsfang besaß in der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts enorme Bedeutung für die Länder am Atlantik. Die Niederlande profitierten vom Fischreichtum der Nordsee. Sie verkauften ihre Erträge bis ins Rheinland und weit darüber hinaus. Um die Fische haltbar zu machen, wurden sie gepökelt, das heißt in große Holzfässer mit Salzlake eingelegt.

Auf Joseph de Brays Stillleben finden Sie drei gepökelte Heringe. Je einer flankiert rechts und links die Steinkartusche, auf die ein Gedicht geschrieben steht. Ein weiteres fettschimmerndes Exemplar liegt aufgeschnitten auf einem Teller. Daneben stehen auf einem weißen Tischtuch die Beigaben der Mahlzeit: geschälte Zwiebeln in einer kleinen weißblauen Schüssel, dazu ein Delfter Teller mit Butter, Brot sowie Gläser mit hellem und dunklem Bier aus einem Tonkrug.

Das Gedicht, das Joseph de Bray verewigte, stammt aus der Feder seines Onkels Jacob Westerbaen. Dieser war Arzt, Dichter und besaß zudem eine gute Portion Humor. Hören Sie selbst:

Ein Pökelhering blank,

Feist, dick und lang,

Der keinen Kopf mehr hat,

An Bauch und Rücken schön sauber aufgeschnitten,

die Haut abgezogen,

Die Eingeweide herausgetan,

Roh oder am Feuer gebraten,

Dann die Zwiebeln nicht vergessen.

Und ehe abends spät,

Die Sonne zu Bette geht,

Mit Hunger aufgefressen.

Material & Technik
Öl auf Eichenholz
Museum
Gemäldegalerie Alte Meister
Ort & Datierung
1656
Inventarnummer
Gal.-Nr. 1407
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