QR-Code

#456

Stillleben mit Leuchter und Taschenuhr

Dou, Gerrit (1613-1675) | Maler

02:15

Bei diesem Stillleben Gerard Dous handelte es sich ursprünglich wohl um den bemalten Deckel eines Holzkastens. Mit einem verschließbaren „kastje“ wollte der Maler ein weiteres Gemälde – die Darstellung eines verliebten Paars mit dem Titel „Im Weinkeller“ – vor Beschädigungen und neugierigen Blicken schützen. Die Kastenkonstruktion ging verloren, die beiden Bilder befanden sich bis 1945 im Besitz der Dresdener Gemäldegalerie, doch nur das als Deckel verwendete Bild blieb dem Museum erhalten.  

Vor einer dunklen Nische ist ein Vorhang beiseite gezogen und Gegenstände treten in Erscheinung: Auf einem mit einer rötlichen Schleife zugebundenen Buch steht ein Kerzenleuchter, dahinter im Schatten, eine hohe Sanduhr. Eine Tonpfeife mit langem Stil lehnt an der Wand. Ihr Pfeifenkopf soll mit dem Tabak gestopft werden, der auf den „Neuesten Nachrichten“ ausgebreitet ist. Von einem Nagel außerhalb der Nische hängt an einem blauen Band eine Uhr und erinnert daran, dass unsere Stunden gezählt sind. Die dargestellten Objekte riefen die Vergänglichkeit des Daseins ins Bewusstsein der Betrachtenden.

Gerad Dou stammte aus dem holländischen Leiden, das auch Rembrandts Geburtsstadt war. Bei ihm ging der junge Maler nach seiner Ausbildung zum Glasmaler in die Lehre, bis dieser 1631 nach Amsterdam zog. Dou besaß ein erstaunliches Talent und galt bald als Begründer der Leidener Feinmalerei.

In dieser Darstellung zeigte der Maler sein ganzes Können. Er ließ Zeitungspapier, Schleifenband und Buch vorn wie aus dem Bild herausragen und erreichte mit diesem Kunstgriff den Eindruck der Dreidimensionalität. Die goldene Uhr positionierte er so an der Wand, dass auch der zugezogene Vorhang sie nicht verdecken würde. 

„Bedriegertjes“, „kleine Betrügereien“ wurden solche Trompe-l’œil-Darstellungen genannt, die um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts das kunstbeflissene Publikum begeisterten.

Material & Technik
Öl auf Eichenholz
Museum
Gemäldegalerie Alte Meister
Datierung
Um 1660
Inventarnummer
Gal.-Nr. 1708
0:00