QR-Code

#549

Ein Vogelnest im Fruchtkorb

Mignon, Abraham (1640-1679) | Maler

02:14

Wie auf einer Bühne ist vor einem gemauerten Rundbogen ein Waldstillleben in Szene gesetzt. Ein Reigen von Früchten, Blattwerk und kleinem Getier umgibt ein kreisrund gebautes Vogelnest mit drei Eiern, das den Distelfinken mit ihren spitzen Schnäbeln zuzuordnen ist. Einer bewegt sich auf das Nest zu, ein anderer hockt darüber im Maulbeerbaum. Die Früchte – Melone, Kürbisse, Pfirsiche, Quitte, verschiedene Weintraubensorten, Beeren aller Art, Pflaumen und Aprikosen – befinden sich in unterschiedlichen Reifestadien, die an Leben und Tod erinnern. Kornähren umgeben das Arrangement und bringen die christliche Symbolik von Brot und Wein ins Bild.

Die Natur ist ein kunstvoll beleuchtetes Spektakel, an dem die Betrachtenden sich kaum sattsehen mögen. Eine Esskastanie ist aufgeplatzt. Silhouettenhaft, wie im Scherenschnitt, hockt eine Maus am linken unteren Bildrand, aus dem seitlich eine Distel ragt. Eine Distelblüte in der unteren Bildmitte hat sich geöffnet und verbreitet ihren Samen. Die Vögel werden sie bald verspeisen. Schnecken, Käfer und Schmetterlinge bevölkern den ebenen Erdboden.

Der Maler Abraham Mignon hat sich mit diesem prächtigen Stillleben von seinem älteren Vorbild Otto Marseus van Schrieck und dessen schattigen Waldstücken weit entfernt. Gebürtig stammte der Maler aus Frankfurt am Main, kam jedoch schon als Kind nach Holland. Als verheirateter Mann kehrte er für eine Weile nach Frankfurt zurück. Er wurde dort Lehrer von Maria Sibylla Merian, die sich später mit ihren botanisch exakt gezeichneten Abbildungen einen Namen machte.

Er ließ sich schließlich in Utrecht nieder, wo er eng mit Jan Davidszoon de Heem zusammenarbeitete, dessen sehr ähnliches „Stillleben mit Vogelnest“ ihn wohl zu diesem Bild inspirierte. Mignons Œuvre besteht einzig und allein aus Stillleben, in denen er es zu größter Meisterschaft brachte.

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
Gemäldegalerie Alte Meister
Datierung
Nach 1672
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2019
0:00