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„Ein Glas mit Blumen und einem Orangenzweig“ – was für ein nüchterner Titel für einen so prächtigen Strauß. Diese Farben, diese Fülle – fast meint man, den Duft der gefüllten Rosen zu riechen. Gut ausgeleuchtet, wie Schauspieler auf einer schwarzen Bühne, spielen sie die Hauptrollen in Abraham Mignons Stillleben. In ihrer Begleitung sehen wir üppige Pfingstrosen, Nelken, Schneeball, Mohn und Schwertlilie. Drei rot-weiß gestreifte Tulpen der Sorte „Semper August“ tanzen mit kapriziöser Geste ein wenig aus der Reihe. Den ruhigen Gegenpart gibt eine einzelne reife Orange, die Mignon direkt in der Mitte platziert hat.

Aber sind es nicht die kleinen Details, die dieses um 1660 geschaffene Stillleben so lebendig machen? Die schimmernden Wassertröpfchen auf der Steinplatte, an denen sich eine Biene labt. Die Käfer, die von Rosenblättern naschen, die schönen Schmetterlinge und Schnecklein, die reifen Brombeeren, die geöffneten Lampionblumen. Und schließlich die Vase: fast verborgen unter der Blütenpracht zeigt sich auch in diesem Detail Mignons Meisterschaft. Das bauchige Glas lässt die Stängel der Pflanzen, jeden Dorn, jedes Fleckchen und selbst den dünnen Draht größer erscheinen. Einen faszinierenden Effekt hat auch die Spiegelung im Glas. Wir erkennen ein hell erleuchtetes Fenster, das uns plötzlich eine Ahnung vom Raum „hinter uns“ schenkt, auf den es sonst keinen Hinweis gibt.