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Memento Mori. Ein Totenkopf neben einem Blumenstrauß

Heem, Jan Davidsz. de (1606–1684) | Maler

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Vermutlich hätten zeitgenössische Kunstkennerinnen und Sammler nicht nur den Wert dieses Stilllebens genau angeben können, sondern auch die nötige Summe für den Kauf jeder einzelnen Schnittblume. Denn die Niederländer des 17. Jahrhunderts waren nicht nur kunstbegeistert, sondern auch verrückt nach Tulpen.

Der Maler Jan Davidsz. de Heem stammte aus einer Familie von Stilllebenmalern. Neben Büchern, Gläsern und anderen Kostbarkeiten konzentrierte er sich auf Blumenbouquets. Und wie es im siebzehnten Jahrhundert für diese Bilder Mode war, malte er nicht bloß hyperrealistische Arrangements, sondern hintersinnige Lehrstücke. Einen Zettel mit der kirchenlateinischen Mahnung, die eigene Vergänglichkeit nicht zu vergessen, „Memento Mori“, hat er rechts unter das Schneckengehäuse geschoben: „Bedenke Mensch, dass du sterblich bist.“

Der symbolhafte Charakter des Bouquets offenbart sich bei genauerer Betrachtung, denn nirgends im damaligen Europa hätten alle gezeigten Blumen gleichzeitig blühen können – Frühblüher wie Narzissen, Tulpen oder Kirschblüten, Mohn, Sommerrosen, dazu Enzian, Iris und herbstreife Getreideähren. Doch ist der Strauß nicht nur ein Streifzug durch die Jahreszeiten, sondern auch einer durch Feld, Wald und Garten. Von dort kommen Kräuter wie Schafgarbe und Taubnessel, dazu Ameisen, Libellen, Fliegen, der kleine Marienkäfer, der sich verpuppende Schmetterling, die Kreuzspinne und alle erzählen vom Kreislauf der Natur. Doch hinter all’ dieser in strahlendes Licht getauchten Pracht ist der Tod zu sehen – in Form eines Schädels, der uns mahnt, das Leben nicht mit irdischen Freuden zu vertun. 

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
Gemäldegalerie Alte Meister
Datierung
Um 1655/60
Inventarnummer
Gal.-Nr. 1265
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