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Sebastian Köpcke (*1967), Volker Weinhold (*1962) | Fotografen

 

Reifentiere sind eine Erfindung aus dem Erzgebirge. Schon in den 1770er Jahren finden sich Belege für diese innovative Technik der Spielzeugherstellung, denn einige angestammte Spielzeughersteller zogen schon bald vor Gericht gegen diese neuartig produzierten Tiere der Konkurrenz. Die von Reifendrehern hergestellten Figuren konnten aufgrund der neuen rationellen Fertigungstechnik zu weit niedrigeren Preisen verkauft werden als die herkömmlich einzeln und zeitraubend von Hand geschnitzten Tiere.

Doch wie kam es zu dieser Innovation? Die Antwort findet sich überraschenderweise in den damals zahllosen Glasmanufakturen des Erzgebirges. Für die Herstellung etwa von Gläsern benötigte man gedrechselte Holzmodel, in die man das noch heiße Glas blies. Diese Model wurden im Umfeld der Glasmanufakturen von Spezialisten für das Hohldrechseln hergestellt. Im laufenden Arbeitsprozess konnten diese allenfalls Schablonen an halbfertige Model anlegen. Man sah das Ergebnis der Arbeit also erst, wenn man die Model aufsägte, bevor man es mit einem Scharnier versah und im Anschluss als Form für die glühende Glasmasse nutzte.

Sehr ähnlich ist es mit dem Reifendrehen, zu dem einige findige Spezialisten aus dem Umfeld der Glasproduktion wohl übergingen: Auch der ringförmige Reifen, der aus einer Baumscheibe gedrechselt wird, verrät erst beim Aufspalten in etwa 60 Segmente, welche Art Tier sich in ihm verbirgt.

Dieses Konvolut besteht aus insgesamt 381 Teilen und wurde 1992 im östlichen Erzgebirge aus Privatbesitz angekauft. Es finden sich Affen, Schafe, Dromedare, Giraffen, Hasen, Rehkitze, Hirsche und Elefanten – in einer Menge, die über den haushaltsüblichen Bedarf weit hinausgeht. Wer der Hersteller oder die Herstellerin der Figuren war, ist ebenso unklar wie die Frage, wie es dazu kam, eine solche Menge identischer Tiere zu besitzen.

 

Daten der abgebildeten Objekte:

Hersteller*in unbekannt

MATERIAL & TECHNIK

Holz, gedrechselt, geschnitzt, bemalt

ABMESSUNGEN

Elefant H 2,1 cm, Giraffe H 3,2 cm, Dromedar H 2,8 cm, Affe H 2 cm

MUSEUM

Museum für Sächsische Volkskunst

ORT, DATIERUNG

Raum Seiffen, 2. Hälfte 20. Jh.

INVENTARNUMMER

G 7420

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