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Sebastian Köpcke (*1967), Volker Weinhold (*1962) | Fotografen

 

Dieser Holzsplitter ist ein gänzlich unspektakuläres Ding und wirft genau aus diesem Grund die Frage auf, wann ein Gegenstand zu einem musealen Objekt wird – und wann nicht. Was nimmt ein Museum in seine Sammlung auf – und was wird nicht gesammelt? Gibt es gar eine Grenze, was die Größe angeht? Eine feste Definition dessen, was ein Museum sammeln »darf« und was nicht, gibt es nicht. Zumindest kommt es bei Gegenständen nicht auf die Größe an. Wohl aber auf die Bedeutung, die ein Artefakt hat – oder die ihm zugeschrieben wird.

Bei diesem kleinen Bruchstück handelt es sich um einen Splitter von Anton Günthers Gitarre. Der Mundart-Barde, Komponist, Verleger und Autor Anton Günther (1876 – 1937) genießt bis heute bei seinen Fans Kultstatus und kann zu Recht seit über einem Jahrhundert als eine Art »Heimatheiliger« des Erzgebirges bezeichnet werden.

Dieses winzige Holzfragment hat daher den Charakter einer Reliquie aus dem Besitz des mit Abstand berühmtesten Sängers des Erzgebirges aus Gottesgab (Boži Dar). Das rechtfertigt auch die Aufnahme des Objekts in die Sammlung. Denn dieser Splitter von einer seiner Gitarren ist authentisch: Er stammt aus Günthers Nachlass. Er zeigt darüber hinaus, dass Anton Günther nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch in seiner eigenen Familie ein hohes Maß an Hochachtung entgegengebracht wurde. Selbst Kleinstes wurde aufbewahrt.

Bis im letzten Jahr die Vorbereitungen für diese Ausstellung begannen, lag der Splitter uninventarisiert in einem Briefumschlag bei den anderen Dokumenten, Briefen und Fotografien aus Günthers Nachlass. Nun hat dieses Holzfragment seinen Auftritt im Rahmen dieser Ausstellung als kleines Objekt, das große Fragen aufwirft.

 

Daten des abgebildeten Objekts:

Hersteller*in unbekannt

MATERIAL & TECHNIK

Holz, poliert

ABMESSUNGEN

H 1,9 x B 0,3 x T 0,15 cm

MUSEUM

Museum für Sächsische Volkskunst

ORT, DATIERUNG

Erzgebirge, vor 1937

INVENTARNUMMER

N 33

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