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Halsamphora. Götterversammlung

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Auf der Seite mit den fünf stehenden Figuren sehen wir gewissermaßen ein Familienbild aus dem Olymp. In der Mitte der göttlichen Versammlung spielt Apollon auf seiner Kithara, seine Zwillingsschwester Artemis und seine Mutter Leto lauschen aufmerksam. Begleitet wird die kleine Familie von Poseidon, dem Meeresgott mit dem Dreizack und als Bruder des Zeus sozusagen Onkel von Apollon und Artemis. Auch Hermes, als Zeussohn Halbbruder der Zwillinge und Götterbote mit Flügelschuhen, seinem typischen Hut, sowie Botenstab, wohnt dem kleinen Konzert bei.

Kennen Sie die amüsante Episode von Hermes, der seinem älteren Bruder Apollon schon als pfiffiges Baby kurz nach der Geburt eine Herde Rinder stahl und als Wiedergutmachung dem musikalischen Apollon ein von ihm erfundenes Saiteninstrument schenkte? Wunderbar erdichtet und nachzulesen ist dieser Mythos in den homerischen Hymnen.

Auf dem Vasenbild sind also einerseits geordnete Familienverhältnisse dargestellt – soweit man bei den olympischen Verhältnissen davon sprechen kann – und andererseits Götter wiedergegeben, deren Zuständigkeiten und Wirkungsbereiche Ordnung, Macht, Familie und Gemeinwohl im weiteren Sinne sind.

Im Gegensatz zu den ruhig stehenden Göttern der Vorderseite herrscht auf der Rückseite starke Bewegung und ein chaotisches Durcheinander. Drei mit Schilden und Speeren bewaffnete Männer sind in einen Kampf geraten. Derlei Szenen sind ein häufiges Bildthema auf Gefäßen, zeigen sie doch den Krieger als Ideal männlicher Lebensführung.

Und so wie kriegerische Auseinandersetzungen zur Lebenswirklichkeit der griechischen Gesellschaft im 6. Jh. v. Chr. gehörten und aufs Engste mit den Göttern, dem Gemeinwesen und der Familie verknüpft waren, gehören auch beide Seiten der Vase zu einem Ganzen.

Entstanden ist die Amphora um 520 - 510 v. Chr., im Umkreis des Antimenes-Malers, einem der produktivsten Maler, der im ausgehenden 6. Jh. noch in der schwarzfigurigen Technik weiterarbeitete. In einer Zeit also, in der die rotfigurige Technik bereits gut ein Jahrzehnt alt war und die Maler der sogenannten Pionier-Gruppe schon längst im Töpferviertel Athens tätig waren.

Einen von Ihnen schauen wir uns genauer an und betrachten als nächstes das dreihenkelige Gefäß in der Einzelvitrine auf der rechten Seite der Scherwand.

Material & Technik
Gebrannter Ton, schwarzfigurig
Museum
Skulpturensammlung
Datierung
Attisch, um 520-510 v. Chr., Umkreis des Antimenes-Malers
Inventarnummer
Dr. 229
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