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Kalpis

Phiale-Maler (Mitte 5. Jh. v. Chr.) | Maler

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Die Vorderseite zeigt eine davoneilende Frau, den rechten Arm zur Abwehr erhoben, in der linken Hand ihren Mantel, als wäre sie ganz schnell aufgebrochen. Hinter ihr stürmt der Götterbote Hermes heran, als käme er eben vom Olymp herabgesaust und würde im Laufschritt landen. Mit kurzem Mäntelchen, dem typischen Hut und hochgeschnürten Sandalen versucht er die Fliehende einzuholen, sein charakteristischer Botenstab hat ihr Kleid bereits berührt. Die Blicke der Beiden kreuzen sich. Geleitet von Liebe oder doch eher Verlangen, verfolgt Hermes eine seiner Auserwählten, von denen immerhin 29 literarisch überliefert sind. Solche Verfolgungsbilder, die ab dem 5. Jh. v. Chr. in der Vasenmalerei häufig auftreten, zeigen unter anderem, dass das göttliche dem menschlichen Liebesdrama ähnelt. So heißt es im homerischen Hymnus, dass niemand der Gewalt Aphrodites entgeht, „mögen sie selige Götter sein oder sterbliche Menschen“. Dem Schicksal, gerade als Frau, ist also nicht zu entkommen und vielleicht lag darin ein gewisser Trost.  

Der Vasenmaler wird Phiale-Maler nach einer bemalten Schale (Phiale) benannt, die sich heute in Boston befindet. Er war Schüler des Achilleus-Malers und arbeitete in der zweiten Hälfte des 5. Jh. v. Chr. Ihm oder seinem nahen Umkreis kann auch der trichterförmige Becher in Form eines Eberkopfes (oben links) zugeschrieben werden und die nolanische Amphora mit Helmübergabe in der langen Vitrine mit den neun Amphoren.

Das nächste Gefäß, das wir uns anschauen wollen, steht etwas weiter rechts unten und zeigt, dass Frauen zumindest im Mythos doch nicht so ganz wehrlos sind.

Material & Technik
Ton Orangefarben.
Museum
Skulpturensammlung
Datierung
Attisch, drittes Viertel 5. Jh. v. Chr.
Inventarnummer
Dr. 328
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