Im Vergleich zu den drei Amphoren in der soeben betrachteten Vitrine zeichnen sich die hier gezeigten dadurch aus, dass sie kleiner und schlanker sind und einen höheren Hals haben. Außerdem sind sie in der rotfigurigen Technik bemalt. Alle gehören dem sogenannten nolanischen Amphorentypus an, der nach der alten kampanischen, nordöstlich von Neapel gelegenen Stadt Nola, wo viele Exemplare gefunden wurden, benannt ist. Erfunden wurde der Amphorentypus wahrscheinlich in der Werkstatt des Berliner Malers. Nolanische Amphoren wurden zwischen 490 und 430 v. Chr. produziert.
Schauen Sie sich die eleganten Formen mit den ausgewogenen Proportionen an, die die Töpfer auf ihren Drehscheiben hochgezogen haben. Separat wurden die Füße gedreht und die Henkel geformt. Anschließend fügte man die Teile mit dünnem Ton an den Gefäßkörper an. Routinierte Töpfer hatten den Dreh sozusagen raus und man erkennt sie mitunter an erstaunlich übereinstimmenden Formen. Die drei nebeneinanderstehenden Amphoren mit den Nummern Dr. 315, Dr. 308 und Dr. 313 wurden vermutlich alle vom sogenannten Töpfer A geformt. Die Profile seiner nolanischen Amphoren sind fast identisch und die gleichförmigen Lippen, Henkel mit Mittelgrat und scheibenförmigen Füße mit schmalem Wulstring kennzeichnend für ihn.
Die Bemalung mit Tonschlicker erfolgte erst nachdem die Gefäße an der Luft lederhart getrocknet waren. Im Falle unserer rotfigurigen, nolanischen Amphoren sparte der Maler die Figuren aus und überzog den restlichen Vasenkörper mit dem verdünnten Ton, der nach dem Brand so charakteristisch schwarz glänzte.
Der komplizierte Brennvorgang bedurfte großer Erfahrung und viel handwerklichen Geschicks. Er dauerte mehrere Tage und war nicht ohne Risiken. Ein Töpfer hatte gewiss die höheren Investitionen und trug die größere Verantwortung. Er war daher auch Leiter und Besitzer einer Werkstatt, der mit angestellten Malern und Gehilfen zusammenarbeitete. Ein Malfehler auf einem Gefäß ließ sich definitiv leichter verschmerzen, als ein voll gestapelter Brennofen, der durch falsche Temperaturen, ungeschickte Befüllung oder falsches Timing eine Ladung fehlgebrannter Gefäße hervorbrachte.
Kleinere technische Mängel konnten beispielsweise Risse, ungleichmäßig gefärbte Stellen, Dellen oder sogenannte Geist-Abdrücke sein. Schauen Sie sich die Amphora Nummer Dr. 314 mit den zwei Jünglingen in der Mitte an und entdecken Sie einen solchen kleinen Brennfehler.
Bei Amphoren handelt es sich zunächst um Gefäße zur Aufbewahrung und zum Transport von Flüssigkeiten, wie Wein oder Öl aber auch von Lebensmitteln, wie Früchten oder Getreide. Da die hier ausgestellten jedoch aus Gräbern stammen, ist ihre Verwendung als Beigabe und Utensil im Grab- und Totenkult zu suchen.
Sowohl im sepulkralen wie alltäglichen Kontext lassen sich auch Salbgefäße verorten. In den vier schmalen, vertikalen Vitrinen an der Längswand können Sie später verschiedene der kleinen Behältnisse aus der Zeit vom 7. bis zum 3. Jh. V. Chr. bewundern.
Wir wollen uns zunächst ein Gefäß mit zwei stehenden Frauen, auf der Wand hinter Ihnen ganz links anschauen.
- Material & Technik
- Ton orangefarben.
- Museum
- Skulpturensammlung
- Ort & Datierung
- Attisch, um 450-440 v. Chr., Polygnot
- Inventarnummer
- Dr. 314