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Schauen Sie sich die Kanne mit der sitzenden Frau und dem Schwan genauer an. Ursprünglich diente das Gefäß wohl zum Ausschenken von Wein. Es wurde in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. in Süditalien, genauer in Apulien, hergestellt. Typisch dafür ist ein reicher Farbauftrag mit weißer und gelber Deckfarbe und eine lockere Malerei, wie sie zum Beispiel auf der nebenstehenden Kanne mit dem geflügelten Pegasus zu erkennen ist.

Fällt Ihnen auf, dass die in einen Mantel gehüllte Frau auf dem Lehnstuhl und der Schwan, der sich auf ihrem Schoß niedergelassen hat, mit viel feinerem Pinselstrich gemalt sind? Das liegt daran, dass ein findiger Restaurator, Fälscher oder Verkäufer das Bild erst nachträglich auf den Bauch des antiken Gefäßes aufbrachte. Vermutlich, weil es an dieser Stelle beschädigt war und sich sein Verkaufswert mit einer solchen Maßnahme erhöhen ließ. Für seine Komposition, bei der er vielleicht an die Geschichte von Leda und den Schwan dachte, griff er auf antike Vorbilder zurück und benutze als Vorlage eine weitere einflussreiche Publikation Hamiltons, nämlich die seiner zweiten Sammlung. Illustriert und vorgelegt durch den Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829), der 1800 schrieb: „Dem Hamilton […] haben wir es zu danken, dass die Vasen für Kunstsachen sind erkannt worden, denn vorher glaubte man, es wären Töpfe nur mit Figuren verziert worden […]“.

Für sein Vasenbild verwendete der pfiffige Ergänzer zwei Zeichnungen Tischbeins im Umrisslinienstil. Er kombinierte das Bild der Sitzenden von einer in der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts entstandenen, rotfigurigen Schale (heute in Los Angeles) mit dem des Schwans von einem heute verschollenen Kelchkrater. Beide Abbildungen sehen Sie unten. Der Käufer, der diese Täuschung damals nicht bemerkte, war kein geringerer als der Inspektor der Antikensammlung, Heinrich Wilhelm Schulz (1808-1855). Auf seinen Studienreisen in Italien zwischen 1832 und 1842 hatte Schulz, wie damals üblich, einige Objekte bei wohlbekannten Neapler Sammlern, Händlern, Restauratoren oder eben auch Fälschern gekauft und mit nach Dresden gebracht.

Material & Technik
Gebrannter Ton, rotfigurig
Museum
Skulpturensammlung
Datierung
Spätapulisch rotfigurig, 2. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr.
Inventarnummer
ZV 1365
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