Wir kommen jetzt, am Ende unserer Tour, noch einmal zum Beginn der Dresdner Vasensammlung zurück und zwar mit dem Glockenkrater, rechts in dieser Vitrine. Dieser kam mit sieben weiteren Gefäßen sowie einer Anzahl sogenannter Kuriositäten wie Bronzen, Terrakotten, Gemmen, ägyptischer Kleinfunde und Mumien gemeinsam mit den großen Antikenankäufen von 1728 aus Rom in die Antikensammlung Augusts des Starken nach Dresden. Sie stammen aus der Sammlung des Kardinals Filippo Antonio Gualtieri (1660-1728), waren davor aber bereits in einer der ersten größeren Vasensammlungen überhaupt, nämlich in der des Neapler Rechtsgelehrten Giuseppe Valletta (1636-1714). Diese frühen Erwerbungen Augusts des Starken sind 1733 im Stichwerk seines Kunstagenten und Inspektors Raymond Leplat (1664-1742), mit der Überschrift „Vase Hetrusques“ abgebildet. Neben Fragen nach der Herkunft und Benennung der als toskanisch, etruskisch, campanisch oder griechisch bezeichneten Vasen traten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts das Interesse an der Ikonografie und ästhetischen Aspekten der Malweise und Komposition immer stärker hervor. In den Nachrichten über die im kurfürstlichen Antikenkabinett zu Dresden befindlichen Vasen von 1800 schreibt Karl August Böttiger (1760-1835): „Diese Vase […] von wahrer schönen Glockenform ist in Absicht auf die Composition und Zierlichkeit des Gemäldes die vorzüglichste unter allen“. Im Anschluss daran sinniert er über die Darstellung einer „ehrwürdigen Königs- oder Priesterfigur auf einem Thron“ der von einer vor ihm stehenden weiblichen Figur eine Weinspende erhält. Aber auch Überlegungen zur Funktion der Gefäße werden angestellt, so schreibt der Galerieinspektor Wilhelm Gottlob Beckers (1753-1813), aus dessen dreibändigem Werk „Augusteum“ Sie untenstehend die entsprechende Abbildung sehen: „Noch schwieriger ist ihre Bestimmung zu erraten. Dass sie in Gräbern gefunden werden und doch keine Asche enthalten, scheint der Vermutung, dass es Weihgeschenke waren, das meiste Gewicht zu geben.“
Wie Sie gesehen haben, gelangten die Vasen auf ganz verschiedenen und mitunter verschlungenen Wegen nach Dresden. Während der Zeit nach ihrer Wiederentdeckung wurden sie aus den unterschiedlichsten Gründen wertgeschätzt, gesammelt und erforscht. Sie sollten Künstlern und Kunsthandwerkern als Vorbild dienen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Hinweise auf die antike Vergangenheit liefern. Da aber längst noch nicht alle Fragen beantwortet sind, bleiben die Objekte weiterhin von besonderem Reiz und ganz eigener Bedeutsamkeit für die Gegenwart und für die Zukunft.
- Material & Technik
- Hellroter Ton, rotfigurig
- Museum
- Skulpturensammlung
- Datierung
- Lukanisch, um 380-370 v. Chr., Kreusa-Maler
- Inventarnummer
- Dr. 374