Diese kleine, schlanke Halsamphora, die wie die anderen in dieser Reihe „nolanisch“ genannt wird, gelangte 1873 durch den Ankauf der Sammlung des Prinzen Emil zu Sayn-Wittgenstein (1824-1878) nach Dresden. Der Ankauf von insgesamt 112 Vasen stellte den größten Zuwachs der Antikensammlung an antiken Gefäßen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dar, darunter der Hauptbestandteil, den ein gewisser Vincenzo Toglia in Nola zusammengetragen hatte. Seit dem ausgehenden 18. und besonders zu Beginn des 19. Jahrhunderts fanden in den Nekropolen von Nola Raubgrabungen statt, bei denen die Inhalte der Gräber unsystematisch, ohne wissenschaftliches Interesse, und nur aus rein kommerziellen Zwecken ausgeplündert wurden.
An dieser Stelle sei bereits auf das ganze Dilemma der undokumentierten und planlosen Grabungen hingewiesen, das aber erst anhand des nächsten Stück genauer betrachtet werden soll.
Unter den in großer Zahl überlieferten Vasen aus Nola befinden sich Werke fast jeden heute bekannten attischen Vasenmalers des 5. Jahrhunderts. Allerdings waren Meistersignaturen, mit Ausnahme des Töpfers Taleides, bis zur Veröffentlichung eines Beitrags des deutschen Archäologen Eduard Gerhard (1795-1867) 1831, unbekannt. Das zunehmende Interesse für Vasenmaler und Töpfer erreichte Anfang des 20. Jahrhunderts mit den Forschungen des Engländers Sir John Beazley (1885-1970) seinen Höhepunkt. Als Professor in Oxford ordnete er in seinem Forscherleben mehr als 30.000 Gefäße verschiedenen Maler- und Töpferhänden zu. Da die wenigsten von diesen durch Signaturen bekannt waren, behalf sich Beazley mit der kennerschaftlichen Methode, die die Kunsthistoriker Giovanni Morelli (1816-1891) und Bernard Berenson (1865-1959) entwickelt und verfeinert hatten, um italienische Gemälde anhand bestimmter stilistischer Details wie Augen, Ohren, Hände, Füße einem Künstler zuzuschreiben. Im April 1910 und im Frühherbst 1914 studierte Beazley auch die Dresdner Vasensammlung. Anhand seiner Tagebücher kann man seine Methode des Zeichnens vor dem Original als wichtiges Hilfsmittel bei der wissenschaftlichen Untersuchung und Zuschreibung gut studieren. Sie sehen die entsprechende Seite zu diesem Stück untenstehend. Nach einer zweiten Amphora in der Sammlung, die sie in der Antikenhalle entdecken können, benannte er den Maler beider Stücke mit dem Notnamen „Dresdener Maler“, für den unter anderem verzeichnete Hände charakteristisch sind.
Schauen wir uns zuletzt zwei Gefäße in der Wandvitrine an der schmalen, linken, Raumseite an.
Weitere Medien
- Material & Technik
- Ton blass orangefarben.
- Museum
- Skulpturensammlung
- Datierung
- Attisch, um 470-460 v. Chr., Dresdener Maler
- Inventarnummer
- Dr. 311