Gewöhnlich besitzen Radiogeräte ein festes Gehäuse zum Schutz der unsichtbaren Bauteile im Innern. Das batteriebetriebene Bag Radio hat stattdessen einen weichen durchsichtigen Umschlag aus Kunststoff (PVC). Die einzelnen Transistorradio-Bestandteile im Innern sind sichtbar. Zusammen mit der farbig bedruckten Hülle wirken sie wie eine Collage aus verschiedenen grafischen Elementen. Die Klangqualität stand bei der Entwicklung dieses Radios sicherlich nicht im Vordergrund. Dafür kann man es sehr flexibel einsetzen, zum Beispiel an die Wand hängen oder herumtragen. Die leicht zu öffnende Hülle ermöglicht außerdem den problemlosen Austausch der Batterien oder die Reparatur beschädigter Teile.
Der Entwurf des Radios stammt von dem Architekten, Designer und Künstler Daniel Weil. Seine Arbeiten sind stark von Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts wie dem Surrealismus beeinflusst. Nach dem Architekturstudium in Buenos Aires und einem zweiten Studium am Londoner Royal College of Art gründete er seine eigene Herstellerfirma Parenthesis. Unter diesem Label produzierte er elektronische Objekte wie Uhren und Radios in Kleinserie, mit denen er sehr schnell international bekannt wurde. Großer Beliebtheit erfreute sich das Bag Radio von 1981, das heute in den Sammlungen der großen Designmuseen vertreten ist. Von diesem Radio wurde auch eine Lizenz-Serie in Japan produziert.
Im Archiv der Avantgarden befinden sich zwölf Radios von Weil, darunter auch sieben Bag Radios. Sie stammen aus der Sammlung der Firma Anthologie Quartett. Der Designverleger und Firmengründer Rainer Krause war frühzeitig auf Daniel Weil aufmerksam geworden. Er vertrieb verschiedene Objekte von Weil und organisierte 1984 eine Wanderausstellung mit seinen Arbeiten.
Text: Franziska Graßl, Mitarbeiterin Bestandserfassung
- Material & Technik
- Farblose Kunststofffolie (PVC), farbig bedruckt; Kunststoff, Metall
- Museum
- Archiv der Avantgarden
- Datierung
- Entwurf: 1981; Herstellung (Lizenzausgabe): Apex, Tokio/Japan, 1983
- Inventarnummer
- PD 1227