Das zweite Kabinett beschäftigt sich mit Friedrichs politischen Bildern und seinen Friedhofsansichten. Beginnen wollen wir mit seinem vielleicht bedeutendsten Friedhofsbild.
Ein großes Tor öffnet sich auf ein Gräberfeld, das von Mondlicht und Nebel in eine geheimnisvolle Stimmung getaucht wird. Vor dem linken Pfeiler stehen ein Mann und eine Frau; doch sie zögern, den Friedhof zu betreten. Ihre Blicke richten sich auf eine Stelle direkt hinter dem Eingang. Dort ist als dunkler Fleck ein frisch aufgeworfenes Grab zu erkennen.
Wahrscheinlich sehen wir hier ein Paar vor dem Grab ihres gerade erst verstorbenen Kindes. Als Caspar David Friedrich das Bild um 1825 malte, hatten seine Frau Caroline und er kürzlich selbst das zweite ihrer insgesamt vier Kinder verloren. Wahrscheinlich ist Der Friedhof also ein höchst intimes Erinnerungsbild.
Aber es steckt auch etwas Tröstendes in der Szene, denn es sind noch zwei andere Figuren anwesend, die Friedrich so fein gemalt hat, dass man sie nur schemenhaft erkennen kann: direkt über dem Grab ein Oberkörper mit Kopf und Armen und auf Höhe der Baumwipfel ein Engel mit ausgebreiteten Armen. Ein Freund des Malers, der das Gemälde in seinem Atelier gesehen hatte, beschreibt die Szenerie so: „Sie glauben zu sehen, dass sich ihr Kind aus seinem Grab erhebt, dass die Schatten seiner Ahnen sich auf es zu bewegen (…), und dass ein Friedensengel (…) über ihnen schwebt und sie vereint.“
Ob Friedrich die geisterhaften Erscheinungen gezielt so belassen oder das Bild ganz einfach nicht zu Ende gemalt hat, ist unklar.
Klar ist allerdings, dass er sich für die Figuren der Eltern von einem Alten Meister inspirieren ließ. Weiter rechts auf Philips Wouwermans Gemälde Fischer am Strand sehen Sie in der Mitte ein eng beieinanderstehendes Paar. Durch Friedrichs Skizzenblätter wissen wir, dass dies die Keimzelle für das Paar am Friedhofstor ist.
Weitere Medien
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Galerie Neue Meister
- Datierung
- Um 1825 Um 1825 (Bestandskatalog 2010) 1825
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 2197 B