Genau wie heute konnte man auch zu Friedrichs Lebzeiten durch die Wahl der Kleidung die eigene politische Einstellung zu erkennen geben. Die beiden Männer, die in unserer nächtlichen Szene hingerissen den Mond und den Abendstern betrachten, tragen weit geschnittene Hosen, lange Röcke und große, samtene Barette – typische Bestandteile der sogenannten Altdeutschen Tracht, die sich an der Mode der Reformationszeit orientierte.
Friedrichs Gemälde entstand 1819, also in der Zeit der Restauration. Die während der Befreiungskriege gegen Napoleon aufgekeimte Hoffnung auf freiheitliche bürgerliche Rechte hatte sich zerschlagen. Stattdessen hatten die alten feudalen Strukturen überlebt: Deutschland setzte sich nach wie vor aus einer Reihe von Herzogtümern und Königreichen zusammen. Die Altdeutsche Tracht trugen damals vor allem freiheitlich gesinnte Studenten, die einen deutschen Nationalstaat herbeisehnten: So brachten sie ihren Widerstand gegen die herrschenden Regierungen zum Ausdruck.
Und die Botschaft kam an. Im selben Jahr, als Friedrich sein Bild malte, wurde die Tracht verboten. Diese Maßnahme war Teil der sogenannten Demagogenverfolgung, die jede revolutionäre Aktivität im Keim ersticken sollte.
Friedrichs Motiv war also gewagt und er war sich bewusst, dass er leicht ins Fadenkreuz der Behörden geraten konnte. Vor Atelierbesuchern kommentierte er den nächtlichen Ausflug der beiden Männer halb besorgt, halb belustigt: „Die machen demagogische Umtriebe.“
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Galerie Neue Meister
- Datierung
- 1819/20
- Inventarnummer
- Gal.-Nr. 2194