Caspar David Friedrich war ein glühender Patriot und Verfechter eines vereinigten, freiheitlichen Deutschlands, in dem die vielen deutschen Kleinstaaten aufgehen sollten. Davon zeugt unter anderem sein Gemälde Huttens Grab. Das dargestellte Grabmal gibt es so in Wirklichkeit allerdings nicht, Friedrich hat die Szene erfunden. Schon in der gotischen Architektur der Kirchenruine steckt eine patriotische Botschaft – die Gotik galt seinerzeit als der deutsche Baustil schlechthin. Auch die altdeutsche Tracht des Mannes, der am Grab steht, ist ein Zeichen der Vaterlandsliebe und des Strebens nach bürgerlichen Freiheiten. Noch wichtiger ist aber, wer mit dem Grabmal geehrt wird: Der Humanist Ulrich von Hutten hatte schon im frühen Sechzehnten Jahrhundert von einem vereinten Deutschland geträumt. Das machte ihn für die Patrioten zu Friedrichs Zeit zur Identifikationsfigur. Von Hutten zieht der Maler eine direkte Linie zu prominenten Köpfen der Befreiungskriege gegen Napoleon: Auf der Vorderseite des Grabmals stehen, heute allerdings kaum noch lesbar, die Namen: Görres, Arndt, Jahn und Scharnhorst, deren Einsatz für den Freiheitskampf Friedrich hier in eine historische Linie mit der Reformation stellt und sie würdigt, indem er ihre Namen nennt.
Friedrichs Gemälde entstand 1823, zu diesem Zeitpunkt lag der Sieg gegen die Franzosen in der Völkerschlacht fast 10 Jahre zurück. In der Zeit der Restauration, die inzwischen angebrochen war, setzte sich Deutschland jedoch weiter aus zahlreichen Königreichen und Fürstentümern zusammen. Liberale und nationalstaatliche Ideen wurden bekämpft, unter anderem durch Pressezensur und Berufsverbote für allzu freiheitlich gesinnte Professoren. Möglicherweise ist das auch der Grund, warum Friedrich an der Dresdener Kunstakademie nie eine Lehrerlaubnis bekam.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Klassik Stiftung Weimar
- Datierung
- um 1823/24
- Inventarnummer
- Klassik Stiftung Weimar, Inv.-Nr. Inv. G 690