Nächtliche Regenbögen, wie Friedrich hier einen darstellt, gibt es tatsächlich. Sie entstehen im Prinzip genauso wie normale Regenbögen, nur das die Lichtquelle nicht die Sonne, sondern der Mond ist. Aber sie sind sehr selten.
Es ist also gut möglich, dass Friedrich selbst nie einen nächtlichen Regenbogen in natura erlebt hat. Die Inspiration für sein Gemälde bekam er in der Dresdener Gemäldegalerie, genauer gesagt durch das Bild weiter links, Jacob van Ruisdaels Jüdischen Friedhof. Bei Ruisdael könnte man den Regenbogen links im Bild fast übersehen, Friedrich stellte ihn in das Zentrum seiner Komposition. Für beide Maler war der Regenbogen nicht nur ein Naturphänomen, sondern vor allem ein christliches Symbol: In der Genesis erscheint er nach der Sintflut als Zeichen der Versöhnung zwischen Gott und den Menschen.
Auffällig ist bei Friedrich auch die einsame Figur im Vordergrund: Obwohl der Mann sich inmitten der Natur befindet, trägt er städtische Kleidung, die sich eigentlich nicht zum Wandern eignet: eine adrette knallrote Jacke, strahlend weiße Hosen und einen Zylinder, der neben ihm im Gras liegt. Durch seine Skizzenbücher wissen wir, dass Friedrich auch diese Figur einem niederländischen Barockgemälde aus der Dresdener Sammlung entlehnt hat.
Er nutzt hier also Anregungen aus unterschiedlichen Zusammenhängen, es gelingt ihm jedoch die verschiedenen Elemente zu einer einheitlichen, neuen Gesamtwirkung zu verschmelzen: Am Ende entsteht so etwas völlig Eigenes, ein Caspar David Friedrich, wie er typischer nicht sein könnte.
Weitere Medien
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Museum Folkwang, Essen
- Datierung
- 1809/10
- Inventarnummer
- Museum Folkwang, Essen, Inv.-Nr. G 46