Landschaftsgemälde werden üblicherweise im Querformat gemalt, das Hochformat ist typisch für Porträts. Dass Friedrich für seinen Eichenbaum im Schnee auf die Konvention pfeift, ist ein Statement: Im Grunde fertigt er hier ein Porträt der titelgebenden Eiche an, er versucht, ihren individuellen Charakter so präzise wie möglich einzufangen. Mit der gleichen Sorgfalt, mit der ein Porträtist den Teint und die Falten eines Gesichts malt, gibt Friedrich die Beschaffenheit der Baumrinde und das komplexe Geflecht der Äste und Zweige wieder.
Mit dieser Herangehensweise setzt er sich ganz entschieden von seinen Vorgängern in der Dresdener Landschaftsmalerei ab. So hatte der etwa eine Generation ältere Adrian Zingg noch eine Systematik ausgearbeitet, die es Malern ermöglichen sollte, die verschiedenen Baumarten ohne großen Aufwand wiederzugeben. Er schlug vor, sich im Sinne der Effizienz vor allem auf die jeweilige Umrisslinie der Blätter, den sogenannten Baumschlag zu konzentrieren.
Friedrichs Eichenbaum im Schnee und seine anderen Baumporträts basieren dagegen auf detailgenauen Zeichnungen, die er in der Natur von individuellen Bäumen angefertigt hat. Vergleicht man sie mit den entsprechenden Gemälden, fällt auf, wie exakt er seine Skizzenblätter auf die wesentlich größeren Leinwände übertragen hat: Selbst die winzigsten Details sind maßstabsgetreu wiedergegeben. Eine derartige Präzision kann man mit freier Hand unmöglich erreichen. Daher nimmt die Forschung an, dass er optische Apparate benutzt hat, mit denen man schon damals Bilder auf eine Leinwand projizieren konnte.
- Material & Technik
- Öl auf Leinwand
- Museum
- Staatliche Museen zu Berlin
- Datierung
- um 1829
- Inventarnummer
- Staatliche Museen zu Berlin, Inv.-Nr. A II 338