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#422

Die Kathedrale

Friedrich, Caspar David (1774-1840) | Maler

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Gefasst in einen spitzbogigen Rahmen, der an ein romanisches Kirchenfenster erinnert, erscheint Friedrichs Vision einer himmlischen Kathedrale. Der Maler orientierte sich hier zum Teil an der Westfassade des Meißner Doms, ließ aber seiner Phantasie freien Lauf. So verschlankte er die Proportionen, um den Eindruck eines in die Höhe strebenden Bauwerks zu verstärken. Im unteren Bereich noch verschattet, hellt sich seine Kathedrale nach oben hin auf. Je höher die Türme in den Himmel ragen, desto transparenter wirken sie. Rautenförmig gruppieren sich die Wolken um die geheimnisvolle Lichtquelle dahinter.

Im Bildvordergrund hat sich eine Gruppe von neun betenden Engeln unter einem Regenbogen versammelt. Sorgfältig, bis ins kleinste Detail der Flügelfedern, hat Caspar David Friedrich ihre Figuren gestaltet. Vom Kreuz, um das sie sich gruppieren, geht ein gleißendes Licht aus. Links und rechts davon sind Lanzen und Geißel angeordnet – Symbole von Leid und Folter Christi.

Wie gibt man dem Göttlichen ein Bild? Wie weckt man eine religiöse Empfindung durch die Kunst? Caspar David Friedrichs Kathedrale ist Ausdruck seiner Suche nach einer Bildsprache für das Heilige. Zum einen fand er sie in der Darstellung der Natur, wie im Bild des Watzmann erkennbar wird. Sie sehen das Werk ebenfalls hier im Kabinett. Dort ragt der Berg wie eine lichtvolle Natur-Kathedrale in den Himmel. Hier ist es der Versuch mit Architektur und christlicher Symbolik dem Himmlischen ein Bild zu geben.

Material & Technik
Öl auf Leinwand
Museum
Museum Georg Schäfer, Schweinfurt
Datierung
um 1818
Inventarnummer
Museum Georg Schäfer, Inv.-Nr. MGS 3413
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