In seiner letzten Lebensphase, nach einem Schlaganfall, der sein Schaffen stark einschränkte, kehrte Caspar David Friedrich noch einmal nach Rügen zurück – in Gedanken. Dafür griff er auf Landschaftszeichnungen zurück, die er als junger Mann dort angefertigt hatte. Auch die Sepiamalerei, sein Lieblingsmedium in jungen Jahren, nahm er wieder auf. Die gelblich-bräunliche Tinte lässt sich besonders gut schichten, um unterschiedliche Hell-Dunkel-Abstufungen zu erzeugen. Eine Technik, die Friedrich meisterhaft beherrschte, um Himmelstönungen und Lichtstimmungen zu erzeugen. Auf der frühen Zeichnung, die er für das Bild nutzte, ist der Fels des Königsstuhls zu sehen. Ihn ließ der Maler jedoch weg, um eine leere Landschaft mit offenem Horizont zu erhalten. Über sie legte er den Zauber einer Übergangsstimmung.
Als das Werk nach Friedrichs Tod für das Dresdner Kupferstich-Kabinett von seiner Witwe gekauft wurde, verzeichnete man es als Steiniger Strand mit untergehender Sonne im Inventarbuch. Später wurde der Titel durchgestrichen und aus dem Sonnenuntergang wurde ein Mondaufgang. Eine Änderung, die sich mehrfach wiederholte. Eine geografische Untersuchung brachte auch keine Lösung. Sie ergab, dass an dieser Stelle von Rügens Küste weder die Sonne noch der Mond auf- oder untergehen. Caspar David Friedrich hat sich den Himmelskörper also in seinem Atelier erträumt. Dachte er dabei nun an den aufgehenden Mond oder ließ er die Sonne ins Meer tauchen? Was würden Sie ins Inventarbuch schreiben?
- Material & Technik
- Bleistift und Pinsel in Braun
- Museum
- Kupferstich-Kabinett
- Datierung
- um 1835/1837
- Inventarnummer
- C 2605