Das Felsentor zum Uttewalder Grund in der Sächsischen Schweiz ist ein natürlicher Durchgang, entstanden durch herabgestürzte Sandsteinbrocken, die sich zwischen den steilen Felswänden verkeilt haben. Heute ein beliebtes Ausflugsziel, war es zu Caspar David Friedrichs Zeiten noch ein Ort, an dem er noch Einsamkeit fand. An seinen Freund, den russischen Dichter Wassili Schukowski, schrieb er: „Einmal wohnte ich eine ganze Woche im Uttewalder Grund zwischen Felsen und Tannen, und in dieser ganzen Zeit traf ich keinen einzigen lebenden Menschen. Es ist wahr, diese Methode rate ich niemandem – auch für mich war das schon zuviel: Unwillkürlich tritt Düsterkeit in die Seele.“
Allerdings braucht er diese Einsamkeit auch: „Ich muß allein bleiben und wissen, daß ich allein bin, um die Natur vollständig zu schauen und zu fühlen. Ich muß mich dem hingeben, was mich umgibt, mich vereinigen mit meinen Wolken und Felsen, um das zu sein, was ich bin.“
In diesen Tagen legte er eine Studie des Felsentores an, die Sie auch hier sehen können. Später wird er sie für diese Sepia-Zeichnung nutzten. Er hat das Bild also nicht – wie sonst oft – aus mehreren, unzusammenhängenden Studien komponiert, sondern die Zeichnung der Schlucht direkt in größerem Maßstab auf das Blatt für die Sepiamalerei übertragen. Es ist der Blick von Norden, wie er sich den Wandernden auch heute zeigt. Am anderen Ende des Felsentores zeichnete Friedrich zwei Personen im Gegenlicht ein. Vielleicht imaginiert er dort den Durchbruch aus der Düsterkeit der Seele, nach den einsamen Tagen im Uttewalder Grund.
Weitere Medien
- Material & Technik
- Pinsel über Bleistift auf Velin
- Museum
- Museum Folkwang, Essen
- Datierung
- um 1801
- Inventarnummer
- Museum Folkwang, Essen, lnv.-Nr. C 21/36