So ähnlich mag die Musik geklungen haben, die das kleine Orchester auf der unteren Balustrade dieser Kugellaufruhr einst gespielt hat. Dieses prachtvolle Gebilde, das Kurfürst Christian der Zweite 1603 seiner Gemahlin Hedwig schenkte, ist ein Meisterwerk der Uhrmacherkunst, und es war zugleich eine der ersten Maschinen, die Musik mechanisch reproduzieren konnte. Kugellaufuhr heißt sie deshalb, weil genau einmal in der Minute eine Bergkristallkugel eine schräge Bahn von 16 Windungen hinab läuft, während ein Hebewerk im Inneren eine zweite Kugel emporhebt.
Fällt diese Kugel am Ende ihres Laufs in das Turminnere, schlägt oben Saturn mit dem Hammer auf eine Glocke. Zweimal am Tag heben die Musiker auf der unteren Balustrade dann die Blasinstrumente an ihre Münder, und ein Orgelwerk im Inneren spielt eine Melodie. Hans Schlottheim, Schöpfer genialer Figuren, Uhren und Automaten, hat dieses Wunderwerk der Mechanik gebaut. Unten in den Sockelnischen stehen die silbernen, farbig lackierten Figuren der freien Künste.
Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Musik, Astronomie, Geometrie und Arithmetik. In den beiden Turmgeschossen können sie die Abfolge der kaiserlichen Majestäten erkennen. Sie beginnt in der Antike und endet bei Kaiser Rudolf dem Zweiten. Wie beim Lüneburger Spiegel, den Sie in der Ausstellung sehen können, widmet sich auch das ikonographische Programm dieser Uhr der Reichsidee.
Weitere Medien
- Material & Technik
- Silber, Messing, vergoldet, Eisen, Stahl, Holz, Leder, Bergkristall, Farbfassung, Darmsaite
- Museum
- Grünes Gewölbe
- Ort & Datierung
- wohl Augsburg, um 1600
- Inventarnummer
- V 140