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#7

Glaskugel mit musizierendem Orpheus und kleinem Uhrwerk

Bernhart, Georg (1543-1612) | Goldschmied

02:19

Sie stehen vor einem Meisterwerk der Goldschmiedekunst und einem Wunderwerk der Technik des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Glas, Bergkristall, Gold, Email, Brillanten und Rubine sind kunstvoll miteinander verwoben. Unser Blick fällt als erstes auf die größere der beiden Kugeln. Sie lässt sich öffnen und gibt in ihrem Inneren den Blick auf eine Szene aus der antiken Mythologie frei.

Auf einem aus Gold getriebenen Hügel sitzt Orpheus, wohl die bedeutendste mit der Musik verknüpfte Gestalt der griechischen Antike. Er gilt als Erfinder der Musik, der mit seinem Leierspiel alles Lebendige, auch die tote Natur, paradiesisch befrieden konnte. Bis ins frühe Mittelalter galt Orpheus als Symbol des Goldenen Zeitalters und der göttlichen Harmonie. Friedfertig lagern hier die Tiere auf dem Hügel um den Sänger. Auch auf dem Baum ist ein Vogel zu erkennen. Zwischen die größeren Tiere wurden Brillanten und farbige Edelsteine aufgesetzt. Auf der Unterseite der Bodenplatte des kostbaren Schatzkammerstückes, für uns leider nur schwer sichtbar, sind Verse zu lesen, die Orpheus preisen.

Die kleinere Kugel zeigt die Zeit an, in ihrem Inneren ist ein Uhrwerk verborgen. Die farbig emaillierte Figur des Saturn oben auf der Kugel zeigte einst mit einer Lanze die jeweils volle Stunde an. Den Fuß der Kugel wie auch den Schaft bedecken Roll- und Pflanzenwerk aus blauem und weißem Gold-Email. Darauf wurden ein Hirsch, ein Hund und ein kleiner Affe gesetzt. Das vierte Tier fehlt.

Seit 1587 ist diese Orpheus-Kugel (hergestellt in Süddeutschland) in Dresden im Schatzkammerverzeichnis nachweisbar. Vermutlich wurde dieses kleine verspielte Wunderwerk der Technik 1582 während des Reichstages als Geschenk des bayerischen Herzog Wilhelm dem Fünften, dem Kurfürsten August von Sachsen übergeben.

Ein ähnliches Exemplar befindet sich in Wien.

Material & Technik
Glas, Bergkristall, Gold, Email, Diamanten, Rubine, Türkise, Eisen
Museum
Grünes Gewölbe
Ort & Datierung
Augsburg, 1575/1576
Inventarnummer
VI 19
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