Vielleicht erahnen Sie in dieser imposanten Kanne noch die Struktur des ungewöhnlich großen und reinen Bergkristalls, aus dem sie geschnitten wurde. Blockhaft und mächtig unterscheidet sie sich von den sinnlichen, feingestalteten Formen, die Sie bisher meist hier in der Ausstellung gesehen haben. Das wuchtige Gefäß heißt Drachenkanne, weil der Deckel mit seinen vielen bunten Edelsteinen, darunter Chrysolithe, Amethyste, Türkise und Almandine, an einen Drachenkopf erinnert.
Der Krug ist eine Arbeit von Dionysio Miseroni. Der Künstler betrieb eine Werkstatt in Prag, wo er zwischen 1653 und 1656 diese große Prunkkanne schuf. Ursprünglich stammte seine Familie jedoch aus Mailand. Wie die Werkstatt der Saracchi – Sie erinnern sich an die Galeere aus Bergkristall? - so gehörte auch die Werkstatt der Miseroni dort zu den wegweisenden Steinschneidewerkstätten.
Dionysio Miseroni hat sich grundlegend von den verfeinerten Steinschneidewerken seines Vaters Ottavio entfernt, die dieser noch am Hofe Kaiser Rudolphs II. geschaffen hatte. Sein Krug wie auch andere seiner Werke spiegeln vielmehr den Zeitgeschmack um die Mitte des 17. Jahrhunderts wider. Man bewunderte eine üppige Fassung weit mehr als die subtile Form. Damals, nach dem Ende des dreißigjährigen Krieges begeisterte man sich vor allem für die Kostbarkeit des Materials, wie hier der Bergkristall. Besonders geschätzt wurden mit farbigen Edelsteinen und Gold reich gestaltete Fassungen.
Auftraggeber für Dionysio Miseronis Drachenkanne war vermutlich Kaiser Ferdinand III.
- Material & Technik
- Bergkristall, Silber, teilweise vergoldet, verschiedene Farbsteine und Kameen
- Museum
- Grünes Gewölbe
- Ort & Datierung
- Fassung um 1660 in der Art des Samuel Klemm aus Freiberg
- Inventarnummer
- V 183