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#26

Brettspielkassette mit 30 Spielsteinen

Fischer, Johann Georg (1587-1669?) | Hersteller

04:23

Aufgeklappt steht vor Ihnen eines der schönsten Brettspiele des 17. Jahrhunderts. Der kunstsinnige Kurprinz Johann Georg schenkte das Meisterwerk der Intarsienkunst seinem Vater Johann Georg I. zum siebzigsten Geburtstag. Es stammt von Johann Georg Fischer, einem Intarsienkünstler aus dem westböhmischen Eger. Dort entstanden im 17. Jahrhundert flach geschnittene Reliefintarsia aus farbigen Hölzern. Sie schmückten Möbel, Kästen und eben auch Spielbretter.

Im Inneren dieser Brettspielkassette befindet sich ein Trictrac-Spiel, auf der Rückseite ein Schachbrett. Vorne auf der Außenseite der Kassette ist die Schlacht von Zama, die große Entscheidungsschlacht des Zweiten Punischen Krieges zu sehen. Dort besiegte der römische Feldherr Scipius Africanus 202 v. Chr. seinen Feind Hannibal, der zuvor mit Elefanten über die Alpen gekommen war und Rom bedroht hatte.

Das Duell der beiden Genies der Kriegskunst, Hannibal und Scipius, eignete sich wie kein zweites Thema für die Verwendung an einem Schachbrett. Auch das Spiel stellt höchste Anforderungen an die intellektuellen Fähigkeiten und die Konzentration der Spieler. Ein Kupferstich von Matthias Merian diente als Grundlage für Fischers Schlachtdarstellung. Im Zentrum sehen wir einen reitenden Römer, der einen Karthager mit seiner Lanze vom Pferd sticht.

Links springt ein Reiter heran. Rechts versucht ein gestürzter Krieger, sich mit seinem Schild gegen einen Angreifer zu schützen. Im Hintergrund viele kleine römische Soldaten, die auf die Kriegselefanten von Hannibal treffen. Unter dem Bild stehen in winzigen Holzspänen lateinische Erläuterungen des Geschehens. Auf der Rückseite sehen Sie das Schachspiel. Blumen verzieren die Rahmenflächen und auf den einzelnen Feldern des Spielfeldes wächst ein wahrer Obst-, Gemüse- und Blumengarten.

Auf den dunklen Feldern sehen Sie verschiedene Blumen: Tulpen, Nelken, Rosen oder Narzissen, auf den hellen: Möhren, Kürbisse, Erdbeeren, Nüsse oder Pflaumen, beinahe wie aus einem botanischen Lehrbuch. Jedes Feld ist anders gestaltet. Die Spielsteine, fünfzehn helle und fünfzehn dunkle, sind mit den Porträts deutscher Kaiser und Könige sowie mit denen römischer Kaiser geschmückt. Vermutlich wurden sie nie benutzt. Sie sind eine Besonderheit, weil dieses Brettspiel eines der wenigen ist, bei dem sich der dazugehörige originale Spielsteinsatz erhalten hat.

Das Trictrac-Spiel greift den militärischen Aspekt der Vorderseite auf. In minutiöser Intarsientechnik hat Johann Georg Fischer rechts eine Landschlacht und links eine Seeschlacht dargestellt. Schauen Sie auf die rechte Seite, auf der eine Fuß- und Reitertruppe eine Stadt belagert. Hohe Flammen schlagen bereits aus den Häusern. Erkennen Sie die winzigen Messingsplitter, die den Funkenflug wiedergeben?

Winzig sind auch die Soldaten, aber dennoch besteht jeder aus einzelnen eingelegten Gliedmaßen, Kopf, Hut und Gewehr. Um das zu erkennen, bräuchten Sie vermutlich ein Vergrößerungsglas, das mit Sicherheit auch der Künstler benutzt hat, um diese Bilder zu fertigen. Wenn Sie genau hinsehen, können Sie mit bloßem Auge auf dem linken Spielfeld des Trictrac-Spiels unterhalb des Bildstreifens mit den Segelschiffen auch eine lebensgroße Stubenfliege erkennen. Ihre Fühler, Beine, Flügel und Augen bestehen aus kleinsten Holzteilchen. Ja, jedes Bein des Insekts, sogar aus mehreren separaten. Kaum erkennbar und dennoch ungeheuer fein ist auch die Signatur des Künstlers: „Joh:Georg:Fischer fecit Anno 1655“.

Material & Technik
verschiedene Hölzer, Elfenbein, Messing, auf den Spielsteinen z.T. Silberstifte
Abmessungen
H 54,0 cm, B 54,5 cm, T 13,0 cm
Museum
Grünes Gewölbe
Ort & Datierung
Eger. Datiert 1655.
Inventarnummer
VII 250
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Eingeschränkte Netzwerkverbindung