Selbstbewusst steht er auf seinem Sockel, in der rechten Hand einen Streitkolben, auch Pusikan genannt – in dem bei genauem Hinsehen übrigens eine winzige Uhr zu entdecken ist. Ob er gerade einen Sieg verkündet, dieser Janitschar in seiner fremdländischen Uniform?
Die Janitscharen waren die Elitetruppe des osmanischen Sultans, entstanden im 14. Jahrhundert. Dass unter den Dresdner Elfenbeinfigürchen auch ein Janitschar zu finden ist, ist nicht zufällig. Denn in Anlehnung an die osmanische Elitetruppe richtete August der Starke während seiner Regierungszeit Janitscharenbataillone ein. Aus Kostengründen waren diese jedoch meist nur von kurzer Dauer. Dennoch: 1719, anlässlich der Hochzeit seines Sohnes, ließ der König ein imposantes ‚Janitscharen-Korps’ aufstellen. Zehn Jahre später zeichnete er eigenhändig eine Janitscharenfigur und eine Formationsskizze des Janitscharenkorps für das „Zeithainer Lager“. Dort, ca. vierzig km von Dresden entfernt, veranstaltet er im Juni 1730 ein großes Manöver, bei dem die gesamte Armee mit 27000 Mann teilnahm. August der Starke wollte den europäischen Mächten eine schlagkräftige Armee vorführen. Die Janitscharen waren an Kampfhandlungen allerdings nicht beteiligt, sondern erfüllten ausschließlich repräsentative Zwecke. Im Sommer 1731 befahl der König die Auflösung des Korps. Einige der prachtvollen Ausrüstungsgegenstände der Janitscharen haben sich in der Dresdner Rüstkammer erhalten.
Aber zurück zu der Elfenbeinstatuette. Winzig und subtil sind die Accessoires: Säbel, Pulverflasche und Zierknöpfchen, letztere sind aus Koralle und Diamanten. Der Sockel von Bergkristall ist elegant verziert mit vergoldetem Silber, und Edelsteinen. Elfenbeinschnitzerei wie auch Juwelierfassungen sind von bestechender Feinheit und Eleganz.
- Material & Technik
- Elfenbein, Bergkristall, Silber teilweise vergoldet, Reste von Farbfassung auf den silbernen Grashalmen; Edelsteinbesatz (Diamanten, Rubine), Koralle, Perlmutter, Karneol, Achat, Email; kleine Uhr mit Uhrwerk: Messing, Glas (als Pusikan)
- Museum
- Grünes Gewölbe
- Ort & Datierung
- Elfenbeinfigur: wohl in Dresden tätiger Künstler / Uhrwerk: wohl Augsburg oder Straßburg Mitte 17. Jh.; Juwelierarbeit: Dresden, um 1710-1715
- Inventarnummer
- VI 227