Ein chaotisches Treiben herrscht auf dem fast ebenen Deckel einer Achatschale. Auf naturalistisch geschaffenem Waldboden toben drei kleine Jungen. Einer ist hingefallen, seine Trommel ist ihm aus der Hand gerutscht und er schreit, ein Hund attackiert ihn. Ein anderer, halbnackt, versucht, auf einen liegenden Ziegenbock zu klettern, und ein dritter mit Maske und Thyrosstab, dem Stab des Dionysos, kommt eilig herbeigerannt. Auf ihn geht wohl auch der Name „Kinderbachanal“ zurück.
Mit welcher Genauigkeit hier gearbeitet wurde, können Sie am Stumpf des emaillierten Baumstammes feststellen: es sind sogar die Jahresringe wiedergegeben.
Die Körper der Kinder hat Johann Melchior Dinglinger aus knorpelig gewachsenen, großen Perlen gebildet, die August der Starke so schätzte. Hier hat der Juwelier die kleinen Perlfiguren in ein komplexes Geschehen eingebunden. Sein Werk signierte er auf der umgestürzten Herme neben dem Ziegenbock.
Wie häufig bei Dinglinger finden wir auch hier üppigstes Zierwerk mit erzählerischen Momenten: eine emaillierte Frauenbüste, ein Steckenpferd und einen weiteren Jungen mit heruntergerutschter Hose, der gerade ein Nest ausnehmen will.
Weitere Medien
- Material & Technik
- Achat, Gold, Email, Perlen, Diamanten
- Museum
- Grünes Gewölbe
- Ort & Datierung
- Dresden, datiert 1711
- Inventarnummer
- VI 98