Sie stehen vor einem der Höhepunkte des Grünen Gewölbes, dem goldenen Kaffeezeug von Johann Melchior Dinglinger. Pures Gold, vergoldetes Silber, Elfenbeinschnitzereien und mehr als 5,5000 Diamanten. An nichts sparte der Goldschmied Dinglinger, als er dieses Prachtservice mit fünfundvierzig kostbaren Gefäßen für seinen neuen Dienstherrn August den Starken fertigte. Auf eigene Kosten wohlgemerkt. Vier Jahre lang arbeitete er zusammen mit seinen beiden Brüdern und zwei Söhnen an den subtil emaillierten Kannen, Tassen und Schalen.
Das „Thée oder Coffee Servis“ war vordergründig für den Genuss der damals hochmodernen Heißgetränke, Tee und Kaffee bestimmt. Doch als solches wurde es nie genutzt. In erster Linie sollte es repräsentieren, den neuen Herrschaftsanspruch August des Starken, der gerade König von Polen geworden war und das hohe Niveau der sächsischen Juwelierkunst. Gleichzeitig zeugt es auch von der sich rasch verändernden Tischkultur, die mit kunstvollen Tafelaufsätzen - und hier stehen wir vor einem der frühesten - alle Sinne des Betrachters fesseln wollte.
Das Goldene Kaffeezeug ist ein eindrucksvolles Beispiel für die einzigartige Erfindungsgabe und höchste Kunstfertigkeit auf kleinstem Raum. Die klare Grundform der Pyramide wird umspielt von zahlreichen Formen und Farben. Die einzelnen Teile des Ensembles bedienen sich verschiedener Vorbilder aus dem italienischen Hochbarock der Antike und auch sogenannter Chinoiserien - chinesische Ornamente - für die August der Starke eine ganz besondere Vorliebe hatte. Die Elfenbeinskulpturen, die wohl der Hofbildhauer Paul Heermann schuf, stellen antike Gottheiten dar, Neptun und Ceres sowie Minerva und Merkur.
Sie symbolisieren zugleich die vier Elemente, die sich wie ein Leitmotiv durch das gesamte Kaffeeservice ziehen. So können sie auf den, den Gottheiten zugeordneten Tassen, Schalen und Glasflakons mythologische Szenen entdecken, die sich auf das jeweilige Grundthema Wasser bei Neptun, Erde bei Ceres, Feuer bei Minerva und Luft bei Merkur beziehen. Gleiches finden wir auch in der Kaffeekanne, die das Ensemble bekrönt.
Die Erde wird verkörpert durch die kunstvoll umeinander gewundenen Schlangen, die sich um den Kannenhenkel ringen und ihn auch bilden. Der mit Diamanten besetzte Salamander steht für das Feuer. Der Frosch auf dem Deckel, der ein Herz mit den Insignien des Königs hält, symbolisiert das Wasser, und der weiße Adlerkopf an der Tülle ist das Sinnbild für den Beherrscher der Lüfte.
Gleichzeitig ist er ein königliches Symbol. Das Wappentier des polnischen Weißen Adlerordens. Die Kaffeemode war damals gerade aufgekommen und florierte. Aus diesen goldenen Tassen zu trinken, wäre allerdings kein Vergnügen gewesen. Man hätte sich an dem heißen Metall die Finger verbrannt. Übrigens hat sich die hohe Investition für Dinglinger gelohnt. Als er das Service zu Weihnachten 1701 persönlich August dem Starken nach Warschau brachte, zahlte dieser ihm stolze 50.000 Taler, beinahe so viel, wie er für den Rohbau von Schloss Moritzburg ausgegeben hatte.
- Material & Technik
- Holzkern, Gold, Silber, vergoldet, Edelsteine, Email, Glas, Elfenbein, historischer Tisch: Holz, vergoldet
- Museum
- Grünes Gewölbe
- Ort & Datierung
- Dresden, 1697 - 1701
- Inventarnummer
- VIII 203