Diana, die keusche Jagdgöttin, bereitet sich, bewaffnet mit einem Jagdspeer, auf ihr Bad vor. Noch sitzt sie, ein Tuch lose um ihren Körper geschlungen, unter einem Baldachin. Aus Delphinmäulern perlt bereits silbriges Wasser in die Schale. Auf zwei Tabletts an deren Rändern steht alles, was eine Dame des frühen 18. Jahrhunderts zum Bad braucht: Puderdose, Flakons, Kämme, Bürste und Seife. Diana gegenüber bewacht ein schwarzer Jagdhund das abgelegte Kleid und die Waffen der Göttin.
Was auf den ersten Blick wie eine idyllische Szene wirkt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als dramatische Geschichte. Auch wenn die mondgleiche Schale mit der Jagdgöttin zu schweben scheint, so liegt sie dennoch, kaum sichtbar, auf nur drei Punkten des goldenen Hirschgeweihs auf. Dieser Hirsch ist der Jäger Aktaeon. In den Metamorphosen des Ovid wird erzählt, dass er die scheue Jagdgöttin versehentlich beim Bade erblickt hat und zur Strafe von ihr in einen Hirsch verwandelt wurde, den die eigenen Hunde jagen und zerfleischen. Hier ist lediglich sein Kopf übriggeblieben und liegt auf einem bemoosten Waldboden. Die moralische Grundaussage steht am Fußrand des Pokals: „Discretion sert, effronterie perd“ – Takt und Anstand ziert, Taktlosigkeit verliert.
Die Prunkschale mit dem Bad der Diana gehört zu den außergewöhnlichen, virtuosen Werken von Johann Melchior Dinglinger. Er ließ sich sogar mit ihr portraitieren – das Gemälde befindet sich heute in St. Petersburg. Die Elfenbeinfiguren fertigte Balthasar Permoser. Es war das erste Mal, dass der Hofjuwelier Dinglinger von dem Bildhauer unterstützt wurde.
- Material & Technik
- Chalzedon, Gold, Silber, Elfenbein, gebläutes Eisen, Glas, Email, Diamanten, Perlen
- Museum
- Grünes Gewölbe
- Ort & Datierung
- Dresden 1704
- Inventarnummer
- VIII 305