Schier überbordend von Details ist diese Prunkschale mit dem kämpfenden Herkules. Mit den Mitteln der Juwelierkunst stellte Johann Melchior Dinglinger die Sage von dem griechischen Halbgott, der aufgrund seiner gewaltigen Taten schließlich in den Kreis der Götter aufgenommen wird, dar. Die Schale aus orientalischem Jaspis ist hervorragend gearbeitet und endet in einem Drachenkopf. Darüber erheben sich die Kämpfenden. Sie stehen auf einem Elefantenrüssel, der zwischen goldenem Blatt- und Rollwerk hervorwächst.
Erbittert ringt Herkules mit dem übermächtigen Löwen, der bereits seine Kleidung an Armen und am Rücken zerfetzt hat. Die nackte Haut in Form von Perlen schimmert durch. Der Kampf gegen den so genannten nemeischen Löwen ist die erste von zwölf Taten, die Herkules vollbringen muss. Die anderen sind in den Emailtafeln am Schalenrand wie auch unten am Sockel angebracht.
Schauen Sie sich den äußerst fein gearbeiteten Schaft an. Können Sie den geflügelten Drachen erkennen, der, mit Perlen und großen Smaragden belegt, dort kopfüber hängt? Ein großer roter Stein auf seinem Rückgrat weist auf eine tödliche Wunde hin. Durch seinen Schweif windet sich eine grünemaillierte Riesenschlange, ihr Leib ist aufgeschlitzt, und die monströsen Perlen, die in ihrem Inneren sichtbar werden, stellen ihre Eingeweide dar.
Dinglinger gelingt es auf erfindungsreiche Art, die Heldentaten des Herkules in dieser Schale zu vereinen und zugleich mit dem Machtanspruch Augusts des Starken zu verbinden. Indirekt wird der Monarch nämlich selbst durch dieses Kunstwerk gefeiert. Denn auf der Rückseite des Spiegels, vor dem Herkules den Löwen bezwingt, findet sich das idealisierte Bildnis des Kurfürst-Königs. Darunter hockt der Adler des Polnischen Weißen Adlerordens, in seinen Fängen die Ordenskette mit dem Ordenskreuz.
Mehr als zwanzig Jahre arbeitete Dinglinger an dieser Schale aus gelblich-braunem Jaspis. Aber sie gelangte erst nach seinem Tod 1731 in den Besitz Augusts des Starken.
- Material & Technik
- Orientalischer Jaspis, Gold, Silber, vergoldet, Email, Perlen, Diamanten, Smaragde, Rubine
- Museum
- Grünes Gewölbe
- Ort & Datierung
- Steinschnitt: wohl Augsburg, um 1660 - 1670 / Entwurf und Goldschmiedearbeit: Dresden, wohl zwischen 1708 und 1731
- Inventarnummer
- VIII 304