QR-Code

#51

Der Thron des Großmoguls Aureng-Zeb auf originalem Tisch

Dinglinger, Johann Melchior (1664-1731) | Goldschmied
Thomae, Johann Benjamin (1662-1751) | Bildhauer
Dinglinger, Georg Christoph (1668-1746) | Goldschmied
Dinglinger, Georg Friedrich (1666-1720) | Emailleur

03:33

Aureng-Zeb, der Großmogul des sagenhaft reichen Indien, hat Geburtstag. Die großen Fürsten und einflussreichen Beamten seines gewaltigen Reiches strömen zu dem gefürchteten Herrscher, um ihm mit kostbaren Geschenken ihre Aufwartung zu machen. So wollen sie sich seiner Gunst versichern.

Der Großmogul, der vor der goldenen Thronwand erhöht auf einem purpurroten Kissen sitzt, blickt fast unbeteiligt über das Geschehen zu seinen Ehren hinweg. Ihm gegenüber am anderen Ende der Bühne steht eine große Waage. Dort wird der Großmogul alljährlich anlässlich seines Geburtstags gewogen – dieser Akt bildet den Höhepunkt der fünf Tage währenden Feierlichkeiten.

Aureng-Zeb war ein berühmter Zeitgenosse Augusts des Starken. Sein Vater hatte das Taj Mahal erbaut. Seit 1658 beherrschte Aureng-Zeb den indischen Subkontinent, bis er 1707 im Alter von 88 Jahren starb. Er besaß das Weltmonopol für Diamanten und verfügte über Goldminen. Mit seinen unermesslichen Schätzen, darunter Gewürze, Seide, Tee oder Elfenbein war er in Europa der Inbegriff eines fernöstlichen Herrschers. Er verkörperte den Höhepunkt der Macht und einen unbegrenzten Reichtum.

Eine schier unübersehbare Fülle von Details auf dieser fast ein Quadratmeter großen Architektur mit ihren drei Höfen erfreuen das Auge und regen die Phantasie an. 132 kleine Figuren agieren auf der aus Silber und vergoldetem Silber gefassten Bühne. Sie präsentieren 32 Geschenke – darunter einen weißen Elefanten, eine Sonnenpyramide, eine große Vase, eine Schatztruhe oder ein Kaffeeservice. Weit über 5000 Diamanten, Rubine, Smaragde und weitere Edelsteine wurden verarbeitet, knapp 400 davon sind im Lauf der Jahre verloren gegangen. Alle Figuren lassen sich frei bewegen und konnten so individuell kombiniert werden. Je nach Konstellation konnte man so immer neue Aussagen erzielen. Wir haben aber auch Anhaltspunkte für die damalige Aufstellung, so eine Beschreibung von Johann Melchior Dinglinger und einen Stich aus dem Jahr 1739.

„Der Thron des Großmoguls Aureng-Zeb“ ist ein Hauptwerk der europäischen Juwelierkunst des Barock. Entworfen hat es Johann Melchior Dinglinger, der das Ensemble gemeinsam mit seinen beiden Brüdern schuf - ohne Auftrag. Sieben Jahre arbeiteten sie daran. Zeitgenössische Reiseberichte aus China und Indien sowie diverse Abhandlungen prägten Dinglingers Bild vom fernen Osten. Seine Darstellung der Feierlichkeiten entspricht in vielen Punkten genau den Reiseschilderungen.

August der Starke erwarb dieses einzigartige Kabinettstück 1709 für die schier unvorstellbare Summe von 60.000 Reichstalern. Bei der Übergabe fügte Dinglinger einen Bericht bei, der das gesamte damalige Wissen Europas über das ferne Indien berücksichtigte.

Material & Technik
Holzkern, Gold, Silber, teilweise vergoldet, Email, Edelsteine, Perlen, Lackmalerei, Tisch: Holz, vergoldet
Museum
Grünes Gewölbe
Ort & Datierung
Dresden, 1701 - 1708 / Tisch: 1721 - 1723
Inventarnummer
VIII 204
0:00
Eingeschränkte Netzwerkverbindung