Es ist der „kurzweilige Rat“ Fröhlich, den Sie hier in seinem kleinen Wägelchen sehen. Zwei Schweine ziehen das Gefährt, das auf einer Schreibkassette aus Nussbaum steht. Offensichtlich zögert der „Kurzweilige Rat“, welche Richtung er einschlagen soll, auch der kleine Affe, der auf einem der Schweine sitzt, blickt ratlos. „Narrendorf 1 Meil. Zum Saustall und/ Gros Flegels/Dorf 1 [bzw.] 4 Meil, Graetz 80. Meilen/ Ausee 4 Mei“: auch die Wegweiser helfen nicht weiter.
Joseph Fröhlich war der bedeutendste Unterhaltungskünstler am sächsischen Hofe – und das über dreißig Jahre lang. 1727 zog er aus seiner Heimat Österreich nach Dresden, wo August der Starke ihn zum Hoftaschenspieler ernannte. Er kannte allerhand Zaubertricks, hatte ein freches Mundwerk, einen natürlichen Witz und schreckte auch vor derben Streichen nicht zurück.
Wie beliebt er war, kann man daran ermessen, daß er fast so oft dargestellt wurde wie die Königsfamilie selbst. In Porzellan und Ton, in Elfenbein, auf Kupferstichen, Medaillen oder Malereien findet sich sein Konterfei.
Schauen wir uns die Szene auf dem kleinen Kästchen genauer an, die Johann Christoph Ludwig Lücke entworfen hat. Der Wagen, aus kostbarem Ebenholz, hat eine eigenartige Form. Darin sitzt der Hoftaschenspieler in seiner typischen Tracht aus der Steiermark. Auf dem Kopf einen spitzen Hut mit Narrenschelle, in der linken Hand den Taschenspielerbeutel. Eine Eule, Fröhlichs Wappenvogel, sitzt auf der Deichsel. Der Wagen mit seinen kunstvollen Beschlägen bietet eine Überraschung. Denn wenn man eine der beiden seitlichen Türen öffnet, so sieht man, dass Fröhlich mit heruntergelassener Hose dort sitzt. Es ist ein fahrbarer Nachtstuhl.
- Material & Technik
- Elfenbeinmit Resten von Farbfassung, Holz, Silber teilweise vergoldet, Gold, Edelsteinbesatz (Rubine, Smaragde, Diamanten), Sockel: (Schreibkasten): Holz, Tintenfässer: Glas, Kork, Silber
- Museum
- Grünes Gewölbe
- Ort & Datierung
- Dresden, um 1729/30
- Inventarnummer
- 1969/1