Eine Kokosnuss bildet die Kuppa dieses Pokals. Fein geschnitzte Reliefs und eine aufwändige Fassung aus vergoldetem Silber veredeln die exotische Naturalie und machen aus ihr ein kostbares Kunstkammerobjekt. Das Innere der Nuss ist lackiert. Der Pokal ließe sich also durchaus als Trinkgefäß nutzen.
Drei Szenen aus dem Gleichnis vom Verlorenen Sohn sind in erhabenem Relief in die Wandung der Kokosnuss eingearbeitet: es beginnt auf der Vorderseite mit dem Abschied des Verlorenen Sohnes, darauf folgen sein Gelage mit den Huren und schließlich sein Abstieg zum Schweinehirten. Die feine, präzise Arbeit des unbekannten Künstlers, der die Geschichte aus dem Lukasevangelium um 1550 in die harte Nussschale schnitzte, und die Meisterschaft, mit der er das spröde Material veredelte, sind bewundernswert. Den detailreichen Darstellungen zugrunde liegt eine Kupferstichserie von Hans Sebald Beham, die zur damaligen Zeit weit verbreitet war.
Mit den Entdeckungsfahrten nach Ost- und Westindien erschlossen sich den fürstlichen Sammlern neue Quellen für den Erwerb Staunen erregender Naturalia. Auch Kokosnüsse, von denen man im 16. Jahrhundert übrigens noch annahm, dass sie auf dem Grunde des Meeres wüchsen, gelangten nun in größerer Zahl nach Europa. Deutsche und holländische Goldschmiede nutzten die Palmfrüchte zur Herstellung phantasievoller Pokale und Trinkspiele.
- Material & Technik
- Silber, getrieben, gegossen, ziseliert, punziert, graviert, geschnitten, vergoldet; Tiefschnittemail (nur in Resten erhalten), Kokosnuss, geschnitzt, innen ausgekittet / Farbfassung: Grün, Weiß und Rot an der Bekrönungsfigur auf dem Deckel
- Museum
- Grünes Gewölbe
- Ort & Datierung
- deutsch (Nürnberg oder Straßburg?), 2. Viertel 16. Jahrhundert
- Inventarnummer
- IV 330